„Zynisches Spiel mit dem Zufall“
Verlosung des Präparates Zolgensma
Erfurt. Zwei Millionen Euro kostet eine Behandlung mit dem Gentherapeutikum Zolgensma. Eine einmalige Dosis soll Kindern mit Spinaler Muskelathropie (SMA), einem genetisch bedingten Muskelschwund, helfen. Betroffen sind jährlich etwa 40 Neugeborenen in Deutschland. Bisher ist das Medikament aber nur in den USA zugelassen. Seit Monaten streiten hierzulande Eltern betroffener Babys und Krankenkassen über den Einsatz des Mittels. In den USA erzielte Zolgensma seit der Zulassung im Mai bereits einen Nettoumsatz von 380 Millionen Euro, ergaben Erhebungen.
Nun sorgt der Schweizer Hersteller Novartis erneut für Schlagzeilen. Weltweit werden seit dem gestrigen Montag 100 Dosen des teuersten Medikamentes der Welt verlost. Kritiker werfen dem Konzern vor, mit der Lotterie die offizielle Zulassung unterlaufen und Fakten schaffen zu wollen.
Mit Unverständnis reagiert auch Thüringens größte Krankenkasse AOKplus. „Das ist ein zynisches Spiel mit Hoffnung und Zufall. Die Rettung von Menschenleben darf in Deutschland keine Lotterie sein. Durch ein seriöses Zulassungsverfahren muss geklärt werden, dass dieses Arzneimittel sicher in der Anwendung ist. Welche Gefahren von ungeprüften Medikamenten ausgehen können, sollten wir aus der Geschichte gelernt haben“sagte AOKSprecherin Hannelore Strobel.