Siebleber Narren auf dem Weg nach England
Zum Auftakt überraschen sie Oberbürgermeister Knut Kreuch mit einem kopierten Gemälde aus dem Kunstraub
Gotha-Siebleben. Auch der Siebleber Karnevalsverein Cacubagosi ist am Wochenende in die heiße Phase der Faschingszeit gestartet. Schon zur ersten Veranstaltung am Samstagnachmittag für die Senioren war der Saal der Vier Jahreszeiten in dem Gothaer Ortsteil gut gefüllt.
„Uns wird's nicht Eng(im)land" lautet das Motto der 49. Saison – und entsprechend wurde der Raum dekoriert: Der Elferrat ist oberhalb eines riesigen roten Doppeldeckerbusses platziert, die Queen grüßt als Porträt von der Wand, das Hintergrundbild zeigt Stonehenge und Backsteinmauern aus Pappe stützen die Bühne.
Brexit als Aufhänger für närrisches Treiben
„Ja, wir widmen uns immer mal wieder einem anderen Land und das Vereinigte Königreich ist durch den Brexit ja topaktuell“, sagt Eckhard Hunoldt, seit 29 Jahren CacubagosiPräsident. Mit Antonia Schatz singt er das Auftaktlied.
Die 73 Mitglieder des Vereins zwischen sechs und 83 Jahren haben sich wieder jede Menge einfallen lassen. Zauberer Nante alias Georg Volknant rollt mit der britischen Fahne in den Saal. Sherlock Holmes von Scotland Yard ist tanzend mit von der Partie. Das Männerballett widmet sich den Beatles und das Kinderballett – die Hüpferlinge – interpretiert „Peter Pan und die verlorenen Kinder“.
Sophia Lutz, die Trainerin der Mädchen und Jungen, die sonst eher im Hintergrund bleibt, wird diesmal auch auf die Bühne gerufen. Denn Gothas Oberbürgermeister, Knut Kreuch (SPD), ist zu Gast und überrascht sie mit seinem Narrenorden, der engagierte Karnevalisten würdigt, die nicht unbedingt im Rampenlicht stehen, aber durch ihr Zutun viel für den Erfolg eines Vereins tun.
Dann wird Kreuch selbst überrascht. Weniger vom legendären Knackwurstorden der Siebleber Narren als vielmehr vom Haus- und Hofmaler Georg Meyer. Der 83-Jährige hat bereits viele Karnevalisten porträtiert und nun auch Kreuch – als Selbstbildnis mit Sonnenblume nach Anthonis van Dyck. Er nimmt damit Bezug auf das gute Ende des Gothaer Kunstraubs. „Eines der fünf zurückgekehrten Bilder ist eine
Fälschung. Das Original haben wir“, scherzt Präsident Eckhard Hunoldt mit Blick auf das Werk mit der Sonnenblume. „Wir haben es als Wertanlage für unseren Verein zurückgehalten, geben es jetzt aber reumütig zurück – egal, welche Konsequenzen das hat.“
Verschollenes Gemälde taucht beim Fasching wieder auf
Meyer enthüllt sein Gemälde auf einer Staffelei – und Gothas Oberbürgermeister ist sichtlich überrascht und gerührt. „Mit diesem Gag wollen wir Knut Kreuch dafür danken, dass er maßgeblich daran beteiligt war, die fünf Alten Meister, die 40 Jahre verschwunden blieben, wieder nach Gotha zurückzuholen“, sagt Eckhard Hunoldt, und der Saal klatscht Beifall.
Schließlich geht es im bunten Programm weiter – mit den Tanzgruppen Magics und Disturbed, mit weiteren Zaubereien, mit Sketchen und einer Bütt von Eckhard Hunoldt. Der Cacubagosi-Präsident macht damit Mut, sich dem Älterwerden zu stellen und nennt manchen Vorzug für die ältere Generation.
Stephanie und Sven Labitzke wissen einiges über das Eheleben im Siebleber Unterdorf zu berichten – so heißt der Teil des Ortes südlich der B 7. Thematisiert wird in einer weiteren Nummer die frühere Rivalität zwischen Tüttlebern und Sieblebern in Bezug auf den Karneval. Das Publikum wird belehrt, wie ein moderner Werbespot entsteht und Alice im Wunderland spielt eine Rolle. Es wird außerdem geklärt, wo der typisch irische Stepptanz seine Wurzeln hat.
Nach Senioren- und Kinderfasching geht es am 8., 15. und 22. Februar mit diesem Programm in den Abendveranstaltungen weiter. Außerdem wird am 14. Februar zur Eulenparty eingeladen – mit Musik, Tanz und Schwoof, wie die Siebleber sagen. Ein eigenes Programm wird am 20. Februar beim Menscherfasching präsentiert. Auch das ist eine Siebleber Spezialität – ein ganz eigener Weiberfasching. Das alles findet wie gewohnt im Vereinsdomizil, dem Saal Vier Jahreszeiten, statt.