Autoindustrie dringt auf staatliche Hilfen
Volkswagen will mit einer Kaufprämie die Nachfrage anfachen. Der ADAC dagegen pocht auf eine Reform der Kfz-Steuer
Berlin. Autohäuser haben wieder geöffnet, auch erste Autobauer wie Daimler haben die Produktion wieder hochgefahren. Überwunden hat die Autoindustrie mit ihren über 800.000 Beschäftigten die Folgen der Corona-Krise aber noch nicht.
Die Märkte sind eingebrochen, in Europa und dem wichtigen chinesischen Absatzmarkt wurden im März nur noch halb so viele Autos zugelassen wie noch vor einem Jahr. In Deutschland gingen die Aufträge um ein Drittel zurück.
Um die Nachfrage nun schnell wieder in Gang zu bringen, dringen die Autobauer auf staatliche Fördergelder. Volkswagen konkretisierte seine Forderung nach einer Prämie, die der Wolfsburger Konzern vor einer Woche zusammen mit BMW ins Spiel gebracht hatte. „In dieser Situation sollte eine Prämie breit angelegt sein und auch moderne Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor umfassen“, sagte VW-Manager Ralf Brandstätter dem „Handelsblatt“.
Kritik kam vom Umweltverband BUND. „Es ist nicht zielführend, Fahrzeuge zu fördern, die nicht zuBMW-Chef
sind“, erklärte Verkehrsexperte Jens Hilgenberg der Deutschen Presse-Agentur. Er forderte, Kaufprämien an ökologische Kriterien zu knüpfen. Einen ähnlichen Vorschlag hat jüngst auch Oliver Zipse gemacht, der sich für eine „Innovationsprämie“aussprach. Diese solle den Umstieg auf klimaschonende Technologien beschleunigen. Daimler nannte die Vorschläge der Konkurrenten „überlegenswert“.
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatten bereits Zustimmung für ein Förderprogramm der Autoindustrie signalisiert.
Einen anderen Weg schlägt der ADAC vor. Der Automobilclub dringt auf die Reform der Kfzkunftsweisend
Steuer, auf die sich die Bundesregierung im vergangenen Jahr im Zuge des Klimaschutzprogrammes geeinigt hat. „Über die Kfz-Steuer können Anreize gesetzt werden, damit Verbraucher sich für emissionsarme Fahrzeuge entscheiden. Das halten wir für sinnvoll“, sagte ADACVerkehrspräsident Gerhard Hillebrand unserer Redaktion. Zudem forderte er, „schrittweise Mobilität wieder stärker zuzulassen.“Die aktuellen Einschränkungen in der Mobilität seien „eine große Belastung für die Menschen und für die Wirtschaft.“