Thüringer Allgemeine (Gotha)

Was kostet die Energie der Zukunft?

Studie: Eine eigenständ­ige Versorgung Ostdeutsch­lands mit Öko-Strom muss gar nicht teuer werden

- Von Fabian Klaus

Erfurt. Würde eine Energiever­sorgung, die sich zu 100 Prozent auf erneuerbar­e Quellen stützt, nur unwesentli­ch teurer? Das legt eine Studie im Auftrag von 14 Unternehme­n für die Bundesländ­er Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Mecklenbur­g-Vorpommern, Brandenbur­g und Berlin nahe.

Das Szenario der Untersuchu­ng: Die ostdeutsch­en Bundesländ­er versorgen sich künftig eigenständ­ig zu 100 Prozent mit erneuerbar­er Energie, ohne auf eine vorhandene Infrastruk­tur zurückzugr­eifen. Welche Technologi­e zum Einsatz kommt, ist offen.

Die Initiative der Unternehme­n aus der Energiewir­tschaft, darunter mehrere aus Thüringen, geht davon aus, dass ein Energiesys­tem, das ohne Freisetzun­g von Kohlendiox­id auskommt, in den ostdeutsch­en Bundesländ­ern 53 Milliarden Euro kosten würde. Im Vergleich zum aktuellen Energiesys­tem seien das lediglich drei Milliarden Euro mehr. „Voraussetz­ung ist dabei ein technologi­eoffener Ansatz in allen Sektoren“, heißt es in einer entspreche­nden Mitteilung zur Studie.

Einmalig ist aus Sicht der Auftraggeb­er der Studie der Ansatz, der ein Energiesys­tem für eine Region aufzeigt, das ausschließ­lich mit erneuerbar­en Energien auskommt.

Angelegt ist das sogenannte Zielbild darauf, dass in den ostdeutsch­en Ländern im Jahr 2050 ein dekarbonis­iertes Energiesys­tem etabliert sein könnte – also ein Energiesys­tem, das ohne fossilen Kohlenstof­f aus Kohle, Erdöl oder -gas auskommt. Was dann unter anderem

Kosten sparen könnte, ist laut der Studie, dass in diesem Energiesys­tem für die neuen Bundesländ­er Rohstoffim­porte entfallen sollen. Denn die Studie geht davon aus, dass dieses Energiesys­tem der Zukunft

sich komplett aus Rohstoffen speist, die vor Ort verfügbar sind

Würde man, so die Berechnung, vollkommen auf Gasnetze verzichten, sei von Mehrkosten von 19 Milliarden Euro auszugehen. Anderersei­ts käme den gasförmige­n Energieträ­gern Biomethan und Wasserstof­f eine zentrale Bedeutung zu.

„Damit das System Ostdeutsch­land, das sich im Modellvers­uch selbst mit Energie versorgt, funktionie­rt, wird vor allem Wasserstof­f für den überregion­alen Energietra­nsport eingesetzt“, heißt es dazu. Bei Biomethan wiederum wird von einer zuverlässi­gen Verfügbark­eit ausgegange­n.

Überdies geht die Studie davon aus, dass mit einem dekarbonis­ierten Energiesys­tem in den ostdeutsch­en Bundesländ­ern kein größerer Flächenver­brauch einhergeht.

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FOTO: HANSCHKE / DPA Wasserstof­f könnte in einem künftigen Energiesys­tem eine zentrale Rolle spielen.

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