Was kostet die Energie der Zukunft?
Studie: Eine eigenständige Versorgung Ostdeutschlands mit Öko-Strom muss gar nicht teuer werden
Erfurt. Würde eine Energieversorgung, die sich zu 100 Prozent auf erneuerbare Quellen stützt, nur unwesentlich teurer? Das legt eine Studie im Auftrag von 14 Unternehmen für die Bundesländer Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Berlin nahe.
Das Szenario der Untersuchung: Die ostdeutschen Bundesländer versorgen sich künftig eigenständig zu 100 Prozent mit erneuerbarer Energie, ohne auf eine vorhandene Infrastruktur zurückzugreifen. Welche Technologie zum Einsatz kommt, ist offen.
Die Initiative der Unternehmen aus der Energiewirtschaft, darunter mehrere aus Thüringen, geht davon aus, dass ein Energiesystem, das ohne Freisetzung von Kohlendioxid auskommt, in den ostdeutschen Bundesländern 53 Milliarden Euro kosten würde. Im Vergleich zum aktuellen Energiesystem seien das lediglich drei Milliarden Euro mehr. „Voraussetzung ist dabei ein technologieoffener Ansatz in allen Sektoren“, heißt es in einer entsprechenden Mitteilung zur Studie.
Einmalig ist aus Sicht der Auftraggeber der Studie der Ansatz, der ein Energiesystem für eine Region aufzeigt, das ausschließlich mit erneuerbaren Energien auskommt.
Angelegt ist das sogenannte Zielbild darauf, dass in den ostdeutschen Ländern im Jahr 2050 ein dekarbonisiertes Energiesystem etabliert sein könnte – also ein Energiesystem, das ohne fossilen Kohlenstoff aus Kohle, Erdöl oder -gas auskommt. Was dann unter anderem
Kosten sparen könnte, ist laut der Studie, dass in diesem Energiesystem für die neuen Bundesländer Rohstoffimporte entfallen sollen. Denn die Studie geht davon aus, dass dieses Energiesystem der Zukunft
sich komplett aus Rohstoffen speist, die vor Ort verfügbar sind
Würde man, so die Berechnung, vollkommen auf Gasnetze verzichten, sei von Mehrkosten von 19 Milliarden Euro auszugehen. Andererseits käme den gasförmigen Energieträgern Biomethan und Wasserstoff eine zentrale Bedeutung zu.
„Damit das System Ostdeutschland, das sich im Modellversuch selbst mit Energie versorgt, funktioniert, wird vor allem Wasserstoff für den überregionalen Energietransport eingesetzt“, heißt es dazu. Bei Biomethan wiederum wird von einer zuverlässigen Verfügbarkeit ausgegangen.
Überdies geht die Studie davon aus, dass mit einem dekarbonisierten Energiesystem in den ostdeutschen Bundesländern kein größerer Flächenverbrauch einhergeht.