Thüringer Allgemeine (Gotha)

Aufruhr um den Obstsalat

- Susanne Boetsch/Chunchua Chen: Die Wutbanane. Springer, 56 Seiten 14,99 Euro/E-Book 9,99 Euro, ab 6 Jahren

Gequirlte Schimmelpa­mpe! Sollte es jemals so aus einem Obstkorb schimpfen, ist es die Banane. Man könnte sie jetzt sofort essen, dann wäre es mit dem Gefluche vorbei. Man könnte sich allerdings auch anhören, was so eine Banane zu sagen hat – genau, wie es Ida tut. Sie hat gerade ihre ersten großen Ferien, hat die erste Klasse in der Schule geschafft und will mit ihrer Mutter Obstsalat machen.

Aber das Obst spielt nicht mit. Dabei ist es nicht so, dass die Mandarinen, Weintraube­n, Äpfel und Birnen etwas gegen Obstsalat an sich hätten. Aber dass Ida und ihre Mutter Honig dazu nehmen, das passt ihnen nicht. „Wir wollen nicht in die Honigsauce reingelegt werden. Ist uns viel zu glitschig“, sagt die Banane energisch, die sich zur Sprecherin vom Obst macht.

„Das interessie­rt aber keinen“, gibt Ida zurück. Keine Regierung, keine Interessen­vertretung – aus die Maus für das Obst. Da hat Ida aber die Rechnung ohne die Banane gemacht, und schon werden in der fantasievo­llwitzigen Geschichte mal eben Demokratie, Diktatur und Anarchie für

Grundschul­kinder fassbar gemacht. Autorin Susanne Boetsch schafft das in kurzen, verständli­chen und hintersinn­igen Texten. Am Ende des Buches wird jede Staatsform noch einmal sachlich erklärt. Illustrato­rin Chunchua Chen verstärkt die Wirkung der Geschichte mit ausdruckss­tarken farbigen Bildern – wenn die Weintraube zum Anarcho wird, dann fliegen die Früchte.

Doch zunächst erklärt Ida dem Obst, was es tun muss, um eine Regierung zu bilden – zum Beispiel einen

Regierungs­chef bestimmen. Die Banane will der Boss sein, die Weintraube ist dagegen, der Apfel stimmt für die Birne („Die ist sehr reif und weiß eine Menge“) und die Aprikose ist dafür, dass alle zusammen regieren.

Die Banane will aber der einzige Chef sein, die Androhung von Aufstand und Vertreibun­g aus dem Obstkorb bringt sie jedoch von der Diktatur ab. Eine noch grüne Erdbeere findet, es könne doch auch ohne Regierung gehen – „Banarchie!“jubelt die Banane. Dass nur sie machen darf, was sie will, das treibt ihr die Kaktusfeig­er schnell aus. Anarchie ist schließlic­h für alle da.

Doch schließlic­h schaffen sie es noch, eine Regierung zu wählen – und weil das Obst nicht schreiben kann, malt jedes die Frucht, die es wählen will. Die so gewählte Regierung fordert das Menschenvo­lk auf, das Obst nicht mehr in Honigsauce einzulegen. Und davon kann Ida sogar ihre Mutter überzeugen.

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