Thüringer Allgemeine (Gotha)

THC bangt um Europapoka­l-Start

Infolge der Saisonwert­ung bleiben die Thüringer Handballer­innen Bundesliga-Fünfte und müssen auf eine Wildcard hoffen

- Von Steffen Ess

Lange hatte der Thüringer HC auf eine andere Form der Saison-Wertung gehofft. Umsonst. Die Bundesliga der Frauen (HBF) folgte dem Beschluss des Deutschen Handballbu­ndes, die am 18. März abgebroche­ne Saison auf Basis einer Quotienten-Regelung zu werten. Für die Thüringer bedeutet das, als Tabellenfü­nfter erstmals seit neun Jahren nicht direkt für einen europäisch­en Wettbewerb qualifizie­rt zu sein.

„Für mich wäre eine Annullieru­ng der Saison die fairste unter allen unfairen Lösungen gewesen“, sagte Maik Schenk. Wie THC-Trainer Herbert Müller hätte es der Manager des siebenmali­gen Meisters lieber gesehen, dass die Saison so betrachtet worden wäre, als hätte kein Spiel stattgefun­den.

Zur Ermittlung der Abbruchtab­elle anhand des Zwischenst­andes nach 18 Spieltagen wird die Punktzahl der Teams durch die absolviert­en Spiele geteilt und mit hundert multiplizi­ert. Dortmund ist Tabellenfü­hrer der ersten Liga. Es gibt jedoch keinen Meister und keine Absteiger. Rosengarte­n und Halle als Führende der 2. Liga sollen unter Vorbehalt der Lizenzents­cheidung aufsteigen. Damit würde die erste Liga in der Saison 2020/21 mit 16 Mannschaft­en gespielt werden.

Schenk und Müller fällt es schwer, die Entscheidu­ng zu verstehen. Acht von 26 Spieltagen fehlen, ein faires Werten sei kaum möglich. Hinzu kommt, dass sich die Thüringer unweigerli­ch benachteil­igt fühlen müssen. Wie der Siebte Buxtehude hat der THC ein Spiel weniger bestritten. Als Fünfter zwei Punkte hinter Blomberg, kommt er so nicht für einen der vier Startplätz­e für die Champions und Europa League (zuvor EHF-Cup) in Betracht.

Dortmund soll den Platz in der Königsklas­se erhalten. Bietigheim als Zweiter und der Dritte Metzingen werden für die Europa League gemeldet. Wird kein Pokalsiege­r ermittelt, bekommt Blomberg den dritten Startplatz. Die HBF plant zudem, für Bietigheim eine Wildcard für die Champions League und einen zusätzlich­en Europa-LeagueStar­tplatz für den THC zu beantragen, sofern es keinen Pokalsiege­r gibt. Geprüft wird noch, ob die abgesagte Pokalendru­nde in der zweiten Jahreshälf­te stattfinde­n kann.

„Die Entscheidu­ng trifft uns wirklich hart“, sagte THC-Trainer Herbert Müller. „Aber wir müssen sie akzeptiere­n. Im Moment gibt es weitaus Wichtigere­s.“ manchen Politikern Wirkung. Dieser Tage wird ja auch von FußballVer­tretern immer wieder die Vorbildfun­ktion der Profis beschworen, ohne die wir nicht auskommen. Ob es vorbildlic­h ist, Tests, von denen es immer noch zu wenige geben soll, für Profikicke­r aufzuwende­n, darf bezweifelt werden. Ebenso, wenn die Profis im Fernsehen eng an eng im Zweikampf zu sehen sind, während man den eigenen Kindern erklären muss, dass sie zu den Freunden einen Mindestabs­tand halten müssen und die Großeltern nicht besuchen dürfen.

Bundeskanz­lerin Angela Merkel tat sich in der Vergangenh­eit auch immer als Fußballfan, zumindest der deutschen Nationalma­nnschaft, hervor. Ob sie auf den DFLZug aufspringt oder gegen Söder und Laschet zur Blutgrätsc­he ansetzt, was aktuell am vernünftig­sten wäre, wird die Zukunft zeigen.

 ?? FOTO: SASCHA FROMM ?? Kalt getroffen: THC-Trainer Herbert Müller.
FOTO: SASCHA FROMM Kalt getroffen: THC-Trainer Herbert Müller.
 ??  ?? Erfurt.
Erfurt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany