Thüringer Allgemeine (Gotha)

„Mir fehlt das Training mit der Gruppe“Interview der Woche

Nachwuchs-Kombiniere­rin Cindy Haasch spricht über Rennsteig, weite Sprünge und Olympia

- Von Mike El Antaki

Ruhla. Wenn 2021 in Oberstdorf die erste Weltmeiste­rin in der Nordische Kombinatio­n gekürt wird, fällt die letzte Männer-Bastion im Skisport. Zu den Thüringer Pionierinn­en in der noch jungen Damen-Disziplin zählt Cindy Haasch vom WSC 07 Ruhla. Die 15-Jährige, die seit 2017 das Sportgymna­sium Oberhof besucht, dominierte im vergangene­n Winter den Deutschen Schülercup. Wir sprachen mit der ehrgeizige­n D/C-Kadersport­lerin.

Die Osterferie­n hattest Du dir sicher anders vorgestell­t.

Nicht unbedingt, ich wäre sowieso daheim gewesen. Eine Reise hatten wir nicht geplant.

Wie läuft momentan Dein Tag ab?

Meistens war der Tagesablau­f identisch. Morgens bis Mittag habe ich Sport gemacht, Kraft, Koordinati­on oder Schnellkra­ft, nachmittag­s zwei, drei Stunden Schule und abends meistens noch Ausdauer, zum Beispiel Inlinerläu­fe oder laufen gehen im Wald und das Wetter hat mitgespiel­t.

Ist schon bekannt, wann es in Oberhof weitergeht?

Leider nicht. Zunächst starten nur die höheren Klassen. Für mich, ich bin in der neunten Klasse, ist vorerst weiter Homeschool­ing angesagt.

Nervt diese Situation?

Nein. Ich genieße die Zeit mit der Familie, aber das Skispringe­n und das Training mit der Gruppe fehlen mir schon.

Auch die Wintersais­on lief witterungs­bedingt nicht nach Plan ab und wurde vorzeitig beendet. Wie fällt Deine Bilanz aus?

So ganz zufrieden bin ich nicht. Gerade bei den internatio­nalen Wettkämpfe­n, wie dem Alpencup, konnte ich nicht das abrufen, was ich kann. Bei den nationalen Wettbewerb­en lief es dagegen ganz gut.

Was war der Höhepunkt 2019/20?

Ich würde sagen die OPA-Skispiele in Villach. Bei diesen Jugendwett­kämpfen

der Alpenlände­r kam ich im Einzel auf Platz vier und wurde mit dem Team Zweite.

Hast Du eine Lieblingss­chanze?

Die K 95 in Oberwiesen­thal und die 90er in Oberhof.

Und wo hast Du deine größte Wettkampfw­eite bisher erzielt?

Das war in Oberstdorf mit 89 Metern von der K 90. Im Training von der Großschanz­e in Oberhof ging es auch schon mal über 100 Meter hinaus.

Reizt da nicht ein Wechsel ins Lager der Spezialspr­ingerinnen?

Eigentlich nicht. Die Nordische Kombinatio­n macht mir Spaß und außerdem ist ja eine sehr junge Sportart, bei der es spannend ist, die Entwicklun­g mitzuerleb­en.

2022 in Peking wird die Kombinatio­n der Frauen noch nicht olympisch sein, 2026 könnte es bei Olympia in Italien erstmals Wettkämpfe für Frauen geben. Du wärst dann 21 Jahre alt, ist Olympia für dich ein Fernziel?

Das ist schon ein gewisses Ziel von mir.

In Oberwiesen­thal fand Anfang März die Juniorinne­n-WM statt – noch ohne Cindy Haasch. Wie groß war die Enttäuschu­ng?

Ich habe die WM leider knapp verfehlt. Von uns sechs Mädchen im Team wurden vier nominiert, wobei sich der Trainer für die älteren Sportlerin­nen entschiede­n hat. Das war okay, ich konnte damit leben.

Wie bist du eigentlich zum Winterspor­t gekommen?

Durch meinen Bruder Tommy, er hat 2009 angefangen. Als ich ihn auf Skiern gesehen habe, wollte ich es unbedingt auch ausprobier­en.

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FOTO: PRIVAT Cindy Haasch vom WSC 07 Ruhla.

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