„Mir fehlt das Training mit der Gruppe“Interview der Woche
Nachwuchs-Kombiniererin Cindy Haasch spricht über Rennsteig, weite Sprünge und Olympia
Ruhla. Wenn 2021 in Oberstdorf die erste Weltmeisterin in der Nordische Kombination gekürt wird, fällt die letzte Männer-Bastion im Skisport. Zu den Thüringer Pionierinnen in der noch jungen Damen-Disziplin zählt Cindy Haasch vom WSC 07 Ruhla. Die 15-Jährige, die seit 2017 das Sportgymnasium Oberhof besucht, dominierte im vergangenen Winter den Deutschen Schülercup. Wir sprachen mit der ehrgeizigen D/C-Kadersportlerin.
Die Osterferien hattest Du dir sicher anders vorgestellt.
Nicht unbedingt, ich wäre sowieso daheim gewesen. Eine Reise hatten wir nicht geplant.
Wie läuft momentan Dein Tag ab?
Meistens war der Tagesablauf identisch. Morgens bis Mittag habe ich Sport gemacht, Kraft, Koordination oder Schnellkraft, nachmittags zwei, drei Stunden Schule und abends meistens noch Ausdauer, zum Beispiel Inlinerläufe oder laufen gehen im Wald und das Wetter hat mitgespielt.
Ist schon bekannt, wann es in Oberhof weitergeht?
Leider nicht. Zunächst starten nur die höheren Klassen. Für mich, ich bin in der neunten Klasse, ist vorerst weiter Homeschooling angesagt.
Nervt diese Situation?
Nein. Ich genieße die Zeit mit der Familie, aber das Skispringen und das Training mit der Gruppe fehlen mir schon.
Auch die Wintersaison lief witterungsbedingt nicht nach Plan ab und wurde vorzeitig beendet. Wie fällt Deine Bilanz aus?
So ganz zufrieden bin ich nicht. Gerade bei den internationalen Wettkämpfen, wie dem Alpencup, konnte ich nicht das abrufen, was ich kann. Bei den nationalen Wettbewerben lief es dagegen ganz gut.
Was war der Höhepunkt 2019/20?
Ich würde sagen die OPA-Skispiele in Villach. Bei diesen Jugendwettkämpfen
der Alpenländer kam ich im Einzel auf Platz vier und wurde mit dem Team Zweite.
Hast Du eine Lieblingsschanze?
Die K 95 in Oberwiesenthal und die 90er in Oberhof.
Und wo hast Du deine größte Wettkampfweite bisher erzielt?
Das war in Oberstdorf mit 89 Metern von der K 90. Im Training von der Großschanze in Oberhof ging es auch schon mal über 100 Meter hinaus.
Reizt da nicht ein Wechsel ins Lager der Spezialspringerinnen?
Eigentlich nicht. Die Nordische Kombination macht mir Spaß und außerdem ist ja eine sehr junge Sportart, bei der es spannend ist, die Entwicklung mitzuerleben.
2022 in Peking wird die Kombination der Frauen noch nicht olympisch sein, 2026 könnte es bei Olympia in Italien erstmals Wettkämpfe für Frauen geben. Du wärst dann 21 Jahre alt, ist Olympia für dich ein Fernziel?
Das ist schon ein gewisses Ziel von mir.
In Oberwiesenthal fand Anfang März die Juniorinnen-WM statt – noch ohne Cindy Haasch. Wie groß war die Enttäuschung?
Ich habe die WM leider knapp verfehlt. Von uns sechs Mädchen im Team wurden vier nominiert, wobei sich der Trainer für die älteren Sportlerinnen entschieden hat. Das war okay, ich konnte damit leben.
Wie bist du eigentlich zum Wintersport gekommen?
Durch meinen Bruder Tommy, er hat 2009 angefangen. Als ich ihn auf Skiern gesehen habe, wollte ich es unbedingt auch ausprobieren.