Thüringer Allgemeine (Gotha)

Erstmals seit 70 Jahren: Oktoberfes­t fällt aus

Absage kam nicht unerwartet – Risiko ist zu hoch, sagen die Verantwort­lichen in München

-

München. Es ist eine historisch­e Entscheidu­ng. Erstmals seit mehr als 70 Jahren gibt es in München kein Oktoberfes­t. Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) und Münchens Oberbürger­meister Dieter Reiter (SPD) haben die Nachricht am Dienstag überbracht.

„Wir sind uns übereingek­ommen, dass das Risiko schlicht und einfach zu hoch ist“, sagte Söder. Reiter ergänzte: „Wir haben uns das wirklich nicht leicht gemacht.“Doch ohne verfügbare­n Impfstoff sei es zu gefährlich, die Ansteckung­sgefahr zu hoch. Erfahrunge­n etwa aus Ischgl und Heinsberg zeigten: Massen feiAbsagen ernder Menschen seien ein extremes Risiko.

Längst hatte sich abgezeichn­et, dass es in der Corona-Krise deshalb kaum eine Chance auf das größte Volksfest der Welt mit sechs Millionen Besuchern geben würde. Drängelnde Menschen in den Gassen des Festgeländ­es, überfüllte Zelte – Abstand halten ausgeschlo­ssen.

Auch in normalen Jahren grassiert regelmäßig die sogenannte Wiesngripp­e: Arztpraxen in und um München registrier­en zur Wiesnzeit mehr Patienten mit Erkältungs­krankheite­n. Die Absage komme nicht unerwartet, sagt Wiesnchef

Clemens Baumgärtne­r (CSU). „Sie trifft mich dennoch auch persönlich.“Aber: „Oberste Prämisse muss sein, dass vom größten Volksfest der Welt keine gesundheit­liche Gefahr für die Gäste ausgehen darf.“

gab es in der Geschichte des Oktoberfes­ts, das es seit 1810 gibt, einige. Im Ersten und Zweiten Weltkrieg, aber auch wegen einer Seuche: Im Juli 1854 breitet sich die Cholera in München aus, das Fest wird gestoppt. Ende September hält man die Krankheit für besiegt – verfrüht. Königin Therese, die an einem Dankesgott­esdienst zum Ende der Epidemie teilgenomm­en hat, infiziert sich und stirbt. Zu ihren Ehren war das Oktoberfes­t einst ins Leben gerufen worden, das Festgeländ­e ist nach ihr benannt. 3000 Münchner fallen damals der Seuche zum Opfer. dpa

 ?? FOTO: AFP ?? Die überfüllte­n Wiesn-Zelte wären ein Gefahrenhe­rd.
FOTO: AFP Die überfüllte­n Wiesn-Zelte wären ein Gefahrenhe­rd.

Newspapers in German

Newspapers from Germany