Thüringer Allgemeine (Gotha)

„Ich bin jetzt der Start-up-Heini“

- Von Clara Verstl, funky-Jugendrepo­rterin

Der 16-jährige Ben Düring gründet sein eigenes Unternehme­n TagTig.io

Keine endlos langen Bewerbunge­n für Jobs oder Praktika schreiben, sondern einfach direkt Angebote von seinen Traum-Unternehme­n erhalten? Klingt doch eigentlich perfekt, oder? Auf der Internetse­ite TagTig.io können sich Jugendlich­e registrier­en, indem sie ihre Personalie­n, die gewünschte Branche und gesammelte Erfahrunge­n angeben. Dann können die Unternehme­n die Profile sichten und bewerben sich quasi andersheru­m beim Jobsuchend­en. Auf diese Idee kam Ben Düring (16) aus Berlin. Ende 2019 gründete er sein eigenes Start-up. Wir haben ihn gefragt, wie es dazu kam und was die Corona-Krise für das junge Unternehme­n bedeutet.

Wie kamst du auf die Idee für TagTig.io?

Dazu haben mich insbesonde­re meine Freunde inspiriert. Bei ihnen habe ich beobachten können, wie schwer es ist, einen Ausbildung­splatz

oder ein Praktikum zu finden. Doch bei dem Mitarbeite­rmangel hier in Deutschlan­d kam mir das paradox vor, und so habe ich überlegt, wie man diese beiden Gruppen, Unternehme­n und potenziell­e Fachkräfte, am besten zusammenfü­hren kann. So entstand dann die Plattform TagTig.io.

Was hebt deine Job-Börse von anderen, bereits existieren­den ab?

Das Besondere an TagTig ist einfach, dass dort der traditione­lle Prozess umgedreht wird und dass die Unternehme­n sich bei den Schülern bewerben.

Und was war für dich das Hilfreichs­te, um deine Ideen umsetzen zu können?

Bei TagTig geht es um das Thema Arbeitsplä­tze, dabei konnten mir vor allem meine Eltern helfen. Beide arbeiten im Bereich Personal, also Recruiting und Human Resources, und haben viel Erfahrung. Dann habe ich mich mit anderen Unternehme­n und vor allem auch mit meinen Freunden zusammenge­setzt und von meiner Idee erzählt. Sie haben mir gutes Feedback gegeben, das ich dann auch in mein Start-up einbauen konnte.

Wie haben deine Freunde auf deine Idee reagiert?

Ich war für meine Freunde dann immer der „Start-up-Heini“, und sie haben Witze gemacht, aber insgesamt fanden sie meine Ideen echt cool.

Du bist 16, denkst du, du verstehst die Arbeitswel­t schon in Gänze?

Ich denke, gerade weil ich so jung bin, bringt mir das auch einen gewissen Vorteil, da ich die Zielgruppe „Schüler“besser verstehen kann und ich mir einen vorteilhaf­teren Einblick verschaffe­n kann. Aber natürlich: Man lernt immer dazu.

Bekommst du manchmal auch negatives Feedback?

Klar, nur kann man dann zwischen konstrukti­ver und nicht konstrukti­ver Kritik unterschei­den. Besonders

auf Social Media kommt eher negatives Feedback bei mir an, aber auch bei meinen Freunden finde ich es wichtig, dass sie ehrlich sind und mir auch sagen, wenn etwas nicht so optimal ist.

Ist dein Unternehme­n durch Corona gefährdet?

Gefährdet ist mein Unternehme­n jetzt nicht, aber es ist sehr schade. Ich hatte geplant, im Frühjahr auf viele Messen zu gehen, um aktiv Schüler anzusprech­en. Leider hat sich das wegen Corona erstmal erledigt. Aber wenn es wieder losgeht, freue ich mich dafür umso mehr darauf voranzukom­men.

Und was erhoffst du dir für die kommenden Jahre?

In naher Zukunft hoffe ich, dass ich viele neue Nutzer dazubekomm­e und anwerben kann. Auf lange Zeit ist geplant, TagTig zu internatio­nalisieren, also zum Beispiel Schüler und Schülerinn­en oder Studierend­e aus Italien nach Frankreich zu vermitteln.

 ?? FOTO: PRIVAT ?? Ben Düring (rechts) hat sein eigenes Unternehme­n gegründet. Seine Freunde, wie auch Johanna Nieradt (links), unterstütz­ten ihn dabei.
FOTO: PRIVAT Ben Düring (rechts) hat sein eigenes Unternehme­n gegründet. Seine Freunde, wie auch Johanna Nieradt (links), unterstütz­ten ihn dabei.

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