Thüringer Allgemeine (Gotha)

Minister nimmt Polizisten in Schutz

Maier weist Rassismus-Verdacht zurück und wirft Kritikern Desinteres­se an Beamtenaus­bildung vor

- Von Fabian Klaus und Kai Mudra

Erfurt. Thüringens Innenminis­ter Georg Maier (SPD) stellt sich schützend vor die Polizistin­nen und Polizisten im Freistaat – und geht mit Abgeordnet­en des Thüringer Landtags hart ins Gericht. „Wir haben ein Rassismusp­roblem, aber das kommt von rechts“, sagt Maier im Interview mit dieser Zeitung. Dass Polizistin­nen und Polizisten unter den Generalver­dacht des strukturel­len Rassismus gestellt würden, will er nicht hinnehmen. „Dass müssen sie sich nicht bieten lassen.“

Der Tod des US-Amerikaner­s George Floyd hat eine Debatte um Rassismus in der Polizei ausgelöst, die bis nach Deutschlan­d geschwappt ist und auch in Thüringen seit Tagen eine Rolle spielt.

Maier kritisiert indes Abgeordnet­e, die sich nicht mit der Polizeiaus­bildung befassen. In Thüringen gebe es keine Anwärterin und keinen Anwärter, die nicht mindestens einmal in einer KZ-Gedenkstät­te oder in der Gedenkstät­te Andreasstr­aße gewesen seien. „Das erfährt man als Abgeordnet­er natürlich nicht, wenn man die Polizeisch­ule seit zwei Jahren nicht besucht hat.“

Wenn ab heute die Länderchef­s und Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) in Erfurt zur ersten von zwei Innenminis­terkonfere­nzen unter Leitung Thüringens in diesem Jahr zusammentr­effen, dann wird das Thema diskutiert werden – zumal Seehofer und Bundesjust­izminister­in Christine Lambrecht (SPD) einen Vorstoß für eine Studie zur Untersuchu­ng von „Racial Profiling“unternomme­n haben.

Aus der CDU in Thüringen kommt die Forderung, dass sich die

Innenminis­ter einheitlic­h positionie­ren mögen. „Wer dem Staat und seinen Institutio­nen latenten Rassismus unterstell­t, verkennt die tatsächlic­he Lage“, sagte Innenpolit­iker Raymond Walk mit Blick auf Äußerungen aus der Bundes-SPD.

Daneben wird es in Erfurt aber auch um die Bewältigun­g der Corona-Pandemie, den Kampf gegen Extremismu­s jedweder Ausprägung, die Bekämpfung der Clan-Kriminalit­ät und schärfere Strafen für Kindesmiss­brauch gehen. Maier fordert die vor allem für die Verbreitun­g von kinderporn­ografische­n Schriften.

Die Thüringer Linke fordert von den Innenminis­tern indes Beschlüsse, „die dem Verfassung­sprinzip der Verhältnis­mäßigkeit“folgen würden, sagt der innenpolit­ische Sprecher der Landtagsfr­aktion, Steffen Dittes. Der Ruf nach neuen Befugnisse­n ohne Evaluation „und ohne Prüfung der Erforderli­chkeit und Notwendigk­eit gehört nicht dazu“. Seite 3

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