„Opposition in der DDR mehr würdigen“
Roland Jahn vermisst Ausstellungsstätten
Weimar/Berlin. Der 17. Juni 1953 gehört für Roland Jahn zu jenen Daten in der deutschen Geschichte, „die von enormer Bedeutung sind“. Dies müsse „immer wieder ins Bewusstsein gerückt werden“, stellt er mit Blick auf den heutigen Gedenktag fest. Der Chef der Stasiunterlagenbehörde, der einst selbst in Jena Widerstand wagte, verhaftet und aus der DDR zwangsausgebürgert wurde, fragt: „Wo ist die große Ausstellung zum 17. Juni? Wo können sich Interessierte an einem zentralen Ort mit den Tausenden Schicksalen politischer Häftlinge befassen?“Die Oppositionsgeschichte von 1945 bis 1989 müsse nicht nur in den Regionen, sondern generell in den Blick genommen werden, so Jahn. Das sei wichtig mit Blick auf kommende Generationen und „ein Aushängeschild für die Welt“.
Gerade der 17. Juni 1953 lehre, „dass Freiheit und Demokratie nicht selbstverständlich sind.“Zudem zeige sich, „dass es ein langer Weg war von diesem Volksaufstand bis zu einer erfolgreichen friedlichen Revolution 1989“, betont Jahn.
Tatsächlich wird derzeit an der Umsetzung des Leipziger Aufrufs der Unionsfraktion vom vergangenen Oktober gearbeitet. Ziel ist unter anderem ein Zentrum für Oppositionsund Widerstandsgeschichte, das auch als Demokratieforum der Gegenwart und Zukunft in der ehemaligen Stasi-Zentrale eingerichtet werden soll. Jahn, der jetzt noch genau ein Jahr im Amt ist, wird aber nicht müde darauf hinzuweisen, dass bei der Würdigung der DDR-Oppositionsgeschichte groß gedacht werden sollte. Als beispielgebend nennt er das Europäische Zentrum Solidarnosc in Danzig – am historischen Ort der dortigen Lenin-Werft. „Ich frage mich, warum die Deutschen nicht in der Lage sind, genauso stolz zu sein wie die Polen, wenn es um den Weg zur Revolution geht?“Dort seien 60 Millionen Euro investiert worden. In Deutschland stehen derzeit für eine Machbarkeitsstudie 250.000 Euro zur Verfügung.