Sicherung des Beweis-Videos fraglich
Prozess gegen Polizisten fortgesetzt
Erfurt. Die Chance auf Rettung eines beschädigten Handy-Videos als Beweis im Prozess gegen zwei Polizisten wegen Vergewaltigung liege bei 50 Prozent. Das sagte am Dienstag Richter Detlef Hampel mit Bezug auf die beauftragte Spezialfirma in Bayern. Das Rettungsverfahren werde bei diesem Handytyp das erste Mal angewandt.
Seit Anfang Mai verhandelt das Landgericht Erfurt gegen zwei Polizisten, die wegen gemeinschaftlich begangener Vergewaltigung angeklagt sind. Die Männer sollen Ende September 2019 während einer polizeilichen Maßnahme eine Frau vergewaltigt haben, die wegen gefälschter Dokumente in Verdacht geraten ist. Die Angeklagten bestreiten den Vergewaltigungsvorwurf und sprechen von einvernehmlichem Sex. Derzeit versucht die ITFirma mit Hilfe eines Vergleichsgeräts Komponenten aus dem beschädigten Handy zu retten, indem diese in ein zweites Handy eingesetzt werden. Die Experten hoffen, in dieser oder der kommenden Woche „eine reproduzierbare Lösung“erstellen zu können, so Richter Hampel weiter. Das mutmaßliche Beweis-Video soll in der Wohnung der Frau beim Sex mit ihr vom älteren der angeklagten Beamten aufgenommen worden sein. Als die Ermittlungen nach einer Anzeige durch die Frau bekannt wurden, hatte er sein Handy in einen Bach geworfen. Dort wurde es später sichergestellt.
Die betroffene Frau bleibt weiter verschwunden. Sie konnte bisher nicht ausfindig gemacht und für den Prozess als Zeugin geladen werden. Dem Vorhaben des Gerichts, den Prozess möglichst Mitte Juli mit Urteilen zu beenden, widersprachen am Dienstag die Vertreterinnen der Staatsanwaltschaft. Demnach sei der Zeitraum zu kurz, um die Frau doch noch per Zielfahndung aufzuspüren.
In der Vorwoche hatte das Gericht den Vorschlag der Verteidiger abgelehnt, den Prozess mit Bewährungsstrafen für die Angeklagten zu beenden, weil ohne die Frau der Vergewaltigungsvorwurf nicht haltbar sei. Die Staatsanwaltschaft unterstütze die Anregung. km