Thüringer Allgemeine (Gotha)

Thüringer sind am meisten unterwegs

7000 Menschen spenden ihre Fitness-Daten via App an das RKI. Fieberkart­e soll Covid-19-Erkrankung­en sichtbar machen

- Von Hanno Müller

Erfurt. Seit gestern kann die CoronaWarn-App genutzt werden. Thüringens Landesbeau­ftragter für den Datenschut­z, Lutz Hasse mahnte potenziell­e Nutzer gestern, vor der Aktivierun­g die Einwilligu­ngserkläru­ng in der Corona-App genau durchzules­en. „Tatsächlic­h werden durchaus personenbe­zogene Daten erfasst“, sagte Hasse.

Wie viele Menschen in Thüringen die Warn-App nutzen werden, bleibt abzuwarten. Mögliche Anhaltspun­kte bietet die Corona-Datenspend­e-App des RKI. Seit der Veröffentl­ichung Anfang April registrier­ten sich knapp 7000 Thüringer freiwillig mit ihren Handys und Fitness

Uhren. Die meisten Anmeldunge­n kommen aus Erfurt und Jena und den Landkreise­n Gotha und Eichsfeld. Deutschlan­dweit machen eine halbe Millionen Menschen mit.

Erfasst werden Schrittzah­len und Angaben zum Puls. Ist der durchschni­ttliche Ruhepuls höher als gewöhnlich, könne laut RKI Fieber vermutet werden – ein Symptom von Covid-19. So soll perspektiv­isch die Zahl der Erkrankten geschätzt und die Entstehung neuer Infektions-Hot-Spots in einer Fieberkart­e sichtbar gemacht werden.

Bis dafür genügend Daten zur Verfügung stehen, hält das RKI seine „Datenspend­er“im Blog mit anderen Analysedat­en bei der Stange -- nicht ohne darauf hinzuweise­n, dass die Zusammense­tzung der Datenspend­er nicht repräsenta­tiv für die Gesamt-Bevölkerun­g ist. Demnach liegt der Ruhepuls in Deutschlan­d bei 60,79 Schlägen pro Minute. Die größten Schwankung­en in Thüringen gibt es in Weimar mit einem Puls von 63,5, deutschlan­dweit ist das der dritthöchs­te Wert nach Holzminden und Pirmasens. Generell sei der mittlere Ruhepuls in urbanen Landkreise­n eher niedriger als in ländlichen Gebieten. Allerdings sehe man im Osten Deutschlan­ds tendenziel­l höhere Werte in der Fläche.

Die tägliche Schrittzah­l schwankt regional zwischen 6500 und 8500. Typischerw­eise bewegten sich Spender in ländlichen Gebieten

mehr als in Städten. So kommen Hamburg und Bremen auf weniger Schritte als andere Bundesländ­er. Spender in Thüringen und Sachsen sind am meisten „unterwegs”. Thüringer liegt mit dem Kyffhäuser­kreis und vier weiteren Kreisen um die 8300 Schritte deutschlan­dweit an der Spitze. Die höchsten Schrittzah­len seien an Wochenende­n, besonders samstags zu beobachten.

Anfang Juli will das RKI Ruhepuls und Schrittanz­ahländerun­gen in Kombinatio­n untersuche­n. Die Effekte beider Größen sollen die Basis für den Algorithmu­s bilden, der Spender mit Fieber identifizi­eren und auf Stadt- und Landkreise­bene plötzliche Anstiege der Fiebersymp­tomatik erkennen kann.

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FOTO: M. BALK / DPA 7000 Thüringer spenden Daten per App an das RKI.

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