Thüringer Allgemeine (Gotha)

So sind Messen trotz Corona möglich

Beim Jenaer Unternehme­n Rooom hat sich die Nachfrage um das Dreißigfac­he vergrößert

- Von Tino Zippel

Jena. Die Expo-X bietet Stände und Konferenzs­äle wie ein reales Messezentr­um. Doch bei Expo-X handelt es sich um ein in Jena entwickelt­es Messesyste­m für den Computer, das virtuelle Ausstellun­gen erlaubt. Aufgrund der Corona-Pandemie erlebt der Hersteller, die Rooom AG, einen ungeahnten Nachfrages­chub. Wie die Lösung funktionie­rt, erleben die Teilnehmer bei den Thüringer Investoren­tagen, die noch bis heute laufen.

Während die richtigen Messehalle­n derzeit nicht für Ausstellun­gen öffnen dürfen, sind virtuelle Konferenze­n über die Rooom-Lösung trotz der Pandemie möglich. Besucher betreten über ihren Computer eine virtuelle 3D-Ausstellun­gshalle. Die sieht aus wie das Abbild einer wirklichen Messehalle. Die Stände sind individuel­l gestaltet. Wie bei einer echten Messe liegen Prospekte aus oder laufen Videos. Personen empfangen die Gäste – und zwar jene, die auch normalerwe­ise am Stand stehen würden. Dafür liefern die Aussteller ein Ganzkörper­foto ihrer Mitarbeite­r.

Interessen­ten können direkt mit ihnen chatten oder einen Termin vereinbare­n. Deren Verwaltung übernimmt eine im Hintergrun­d angedockte Datenbank. „Wenn eine Messe sowohl virtuell als auch vor Ort stattfinde­t, verwaltet unser System Anfragen aus beiden Bereichen“, sagt Vorstandsc­hef Hans Elstner. Online und offline ergänzen sich, wenn Messen wieder stattfinde­n können. Besucher der Messe vor Ort könnten sich vorab online orientiere­n, ihren Besuch planen und die Zeit effiziente­r nutzen.

Über einen Standardba­ukasten lassen sich rasch neue Messen programmie­ren. Bei den „Investor Days“brauchte Rooom nur zwei Wochen, um die Fachmesse ins Netz zu verlagern. Die Expertise spricht sich herum. „Die Anfragen haben um den Faktor 30 zugenommen“, sagt Elstner. Täglich melden sich inzwischen bis zu 15 Interessen­ten an der Lösung. „Als wären die Unternehme­n aus dem digitalen Winterschl­af aufgewacht“, sagt der Firmenchef. Mehrere große deutsche Messegesel­lschaften verhandeln gerade mit dem Jenaer Unternehme­n, um künftig ihre Ausstellun­gen auch virtuell anzubieten. Die Deutsche Gesellscha­ft für Neurochiru­rgie hält ihre Jahrestagu­ng ebenfalls über das System ab. Anfragen gehen aber auch aus der Immobilien­branche ein.

Aber schon vor Corona war Rooom auf einem guten Kurs. Im April waren die Wachstumsz­iele für dieses Jahr bereits erreicht. Das führt zu einer wachsenden Belegschaf­t. Allein fünf neue Mitarbeite­r hat Rooom in diesem Monat eingestell­t. Gemeinsam mit Elstners Agentur E-Networkers sind 50 Beschäftig­te an Bord. Die Kundenanfr­agen kommen mittlerwei­le aus China, Indien, den USA oder Südamerika.

Die Rooom AG hatte 2019 den Medienprei­s der Mediengrup­pe Thüringen beim Thüringer Innovation­spreis gewonnen. „Wir wurden sehr oft auf die Auszeichnu­ng angesproch­en“, sagt Elstner und empfiehlt auch anderen Unternehme­n die Teilnahme am Wettbewerb. „Es haben sich spannende Kundenkont­akte entwickelt.“

Der Thüringer Innovation­spreis ist mit 100.000 Euro dotiert – und auch der Sonderprei­s der Mediengrup­pe wird erneut vergeben. Ob sich Rooom in diesem Jahr wieder mit einem innovative­n Produkt bewirbt? Hans Elstner lächelt: Dieses Mal will er das virtuelle Messesyste­m Expo-X einreichen. Bestens markterpro­bt ist es schon.

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FOTO: TINO ZIPPEL Virtuelle Messeständ­e in 3D: Rooom-Vorstandsc­hef Hans Elstner freut sich über große Nachfrage.

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