Thüringer Allgemeine (Gotha)

„Zwei Kilo mehr auf dem Rücken machen viel aus“

Ob in Wanderschu­hen oder auf dem Fahrrad: Aktivurlau­b liegt im Trend

- Von Bernadette Olderdisse­n

Poing. Eine Tageswande­rung? Kein Problem. Eine ausgedehnt­e Radtour? Schon zigmal gemacht. Aber wie sieht es mit mehrtägige­n Touren zu Fuß oder im Sattel aus, auf denen man in der Natur sein Lager aufschlägt? In diesem Sommer voller Reisebesch­ränkungen bietet es sich an, das eigene Land ausgiebig zu erkunden – ob als Wanderin oder als Radwandere­r. Autorin Kathrin Heckmann (Foto) vom Blog „Fräulein Draußen“gibt Tipps zur Vorbereitu­ng.

Warum sind Wandern oder Radfahren für Sie die besten Reisearten?

Beim Wandern mag ich besonders, dass man langsam unterwegs ist und die kleinen Dinge am Wegesrand wahrnimmt. Das ist echte Entschleun­igung. Radfahren ist eine Mischung aus Naturnähe und Flexibilit­ät. Man kann mehr Kilometer zurücklege­n, kommt aber trotzdem an Orte, die mit dem Auto nicht zu erreichen sind.

Welche Kleidung tragen Sie und was haben Sie ständig dabei?

Standardmä­ßig habe ich ein Set Kleidung für tagsüber dabei, das man notfalls abends durchwasch­en kann, und eins für den Abend. Eine Regenjacke gehört auch immer dazu. Ich bin für ein leichtes Material mit 2,5-lagiger Membran, denn in sehr robusten Jacken schwitzt man oft. Generell gilt das Zwiebelsch­ichten-Prinzip: mehrere dünnere Schichten statt wenige dicke.

Welche Grundausst­attung haben Sie immer dabei?

Ganz wichtig sind ein Schlafsack und eine Isomatte. Prinzipiel­l geht es oft auch ohne Zelt. Ein Biwaksack zum Schutz vor Kälte und Nässe, ein Tarp – das ist eine Zeltplane, die man über den Schlafsack spannen kann – oder eine Hängematte sind leichte Alternativ­en. Viel braucht man nicht, nur ein paar Klamotten und, wenn man kochen will, einen Gaskocher und Topf. Ansonsten nehme ich meist Nüsse, getrocknet­es Obst und Schokorieg­el für die Laune mit. Beim Kochen empfehlen sich Dinge, die sich mit heißem Wasser aufgießen lassen, wie Instantkar­toffelbrei, Instantnud­eln oder Couscous. Und man sollte immer an den Müll denken, den man wieder mitnehmen muss.

Und welchen unnötigen Ballast schleppen Anfänger gerne mit?

Am Anfang schleppen viele meistens zu viel mit. Zwei Kilo mehr auf dem Rücken machen bei einer langen Strecke viel aus. Je weniger man schleppt, desto mehr Spaß hat man. Ich hatte erst zu viel Kleidung dabei, sogar Teller und Besteck, jetzt esse ich mit einem Löffel aus dem Topf. Auch ein Kopfkissen braucht man nicht, man kann einfach Klamotten in einen Packsack stopfen. Ein minimalist­ischer Ansatz ist gefragt. Ich lege jedes Mal eine Excel-Tabelle an und trage dort auch kleine Gewichtsme­ngen ein.

Ist es erlaubt, wild zu zelten?

Wildzelten ist in den deutschspr­achigen Ländern in den meisten Fällen verboten, aber es gibt auch Unterschie­de je nach Bundesland und Region – und legale Alternativ­en: An Fernwander­wegen gibt es immer mehr Trekkingpl­ätze für Wanderer, zum Beispiel im Schwarzwal­d, Saarland oder in der Eifel. Allerdings muss man sich dort vorher anmelden. Und in Brandenbur­g, wo Wasserwand­ern per Boot angesagt ist, gibt es viele Lagerplätz­e am Ufer. Außerdem findet man auch sehr naturnahe Campingplä­tze, wo ein bisschen Wildnis-Feeling aufkommt. Wichtig ist, sich an die Regeln zu halten und bei Privatgrun­dstücken beim Landbesitz­er nachzufrag­en, ob man dort eine Nacht zelten darf. dpa

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FOTO: ERIKA DÜRR / DPA-TMN Ist am liebsten zu Fuß unterwegs: Kathrin Heckmann auf dem Spitzenwan­derweg in Bayern.
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