„Zwei Kilo mehr auf dem Rücken machen viel aus“
Ob in Wanderschuhen oder auf dem Fahrrad: Aktivurlaub liegt im Trend
Poing. Eine Tageswanderung? Kein Problem. Eine ausgedehnte Radtour? Schon zigmal gemacht. Aber wie sieht es mit mehrtägigen Touren zu Fuß oder im Sattel aus, auf denen man in der Natur sein Lager aufschlägt? In diesem Sommer voller Reisebeschränkungen bietet es sich an, das eigene Land ausgiebig zu erkunden – ob als Wanderin oder als Radwanderer. Autorin Kathrin Heckmann (Foto) vom Blog „Fräulein Draußen“gibt Tipps zur Vorbereitung.
Warum sind Wandern oder Radfahren für Sie die besten Reisearten?
Beim Wandern mag ich besonders, dass man langsam unterwegs ist und die kleinen Dinge am Wegesrand wahrnimmt. Das ist echte Entschleunigung. Radfahren ist eine Mischung aus Naturnähe und Flexibilität. Man kann mehr Kilometer zurücklegen, kommt aber trotzdem an Orte, die mit dem Auto nicht zu erreichen sind.
Welche Kleidung tragen Sie und was haben Sie ständig dabei?
Standardmäßig habe ich ein Set Kleidung für tagsüber dabei, das man notfalls abends durchwaschen kann, und eins für den Abend. Eine Regenjacke gehört auch immer dazu. Ich bin für ein leichtes Material mit 2,5-lagiger Membran, denn in sehr robusten Jacken schwitzt man oft. Generell gilt das Zwiebelschichten-Prinzip: mehrere dünnere Schichten statt wenige dicke.
Welche Grundausstattung haben Sie immer dabei?
Ganz wichtig sind ein Schlafsack und eine Isomatte. Prinzipiell geht es oft auch ohne Zelt. Ein Biwaksack zum Schutz vor Kälte und Nässe, ein Tarp – das ist eine Zeltplane, die man über den Schlafsack spannen kann – oder eine Hängematte sind leichte Alternativen. Viel braucht man nicht, nur ein paar Klamotten und, wenn man kochen will, einen Gaskocher und Topf. Ansonsten nehme ich meist Nüsse, getrocknetes Obst und Schokoriegel für die Laune mit. Beim Kochen empfehlen sich Dinge, die sich mit heißem Wasser aufgießen lassen, wie Instantkartoffelbrei, Instantnudeln oder Couscous. Und man sollte immer an den Müll denken, den man wieder mitnehmen muss.
Und welchen unnötigen Ballast schleppen Anfänger gerne mit?
Am Anfang schleppen viele meistens zu viel mit. Zwei Kilo mehr auf dem Rücken machen bei einer langen Strecke viel aus. Je weniger man schleppt, desto mehr Spaß hat man. Ich hatte erst zu viel Kleidung dabei, sogar Teller und Besteck, jetzt esse ich mit einem Löffel aus dem Topf. Auch ein Kopfkissen braucht man nicht, man kann einfach Klamotten in einen Packsack stopfen. Ein minimalistischer Ansatz ist gefragt. Ich lege jedes Mal eine Excel-Tabelle an und trage dort auch kleine Gewichtsmengen ein.
Ist es erlaubt, wild zu zelten?
Wildzelten ist in den deutschsprachigen Ländern in den meisten Fällen verboten, aber es gibt auch Unterschiede je nach Bundesland und Region – und legale Alternativen: An Fernwanderwegen gibt es immer mehr Trekkingplätze für Wanderer, zum Beispiel im Schwarzwald, Saarland oder in der Eifel. Allerdings muss man sich dort vorher anmelden. Und in Brandenburg, wo Wasserwandern per Boot angesagt ist, gibt es viele Lagerplätze am Ufer. Außerdem findet man auch sehr naturnahe Campingplätze, wo ein bisschen Wildnis-Feeling aufkommt. Wichtig ist, sich an die Regeln zu halten und bei Privatgrundstücken beim Landbesitzer nachzufragen, ob man dort eine Nacht zelten darf. dpa