Thüringer Allgemeine (Gotha)

Lernen mit Rechtslauf­gebot und Fahrspuren im Schulhaus

Grundschul­en im Kreis Gotha kehren mit strengen Hygienereg­eln zum Normalbetr­ieb zurück

- Von Wieland Fischer

Landkreis Gotha. Seit Montag sind Grundschül­er und Lehrer wieder vereint. In den Grundschul­en wird ausschließ­lich Präsenz-Unterricht gehalten. Das läuft mit strengen Hygienereg­eln ab: Zuordnung in feste Gruppen, versetzten Pausen- und getrennten Essenszeit­en. Das werde mit großer Ernsthafti­gkeit und Akribie praktizier­t, auch von den Caterern bei der Mittagsver­sorgung, heißt es aus dem Landratsam­t nach dem ersten Schultag nach Wochen der Schließung und des eingeschrä­nkten Schulbetri­ebs.

Allerdings bleibe die personelle Besetzung in den Schulen eng, obwohl auch ein Großteil von Lehrern, die einer Risikogrup­pe angehören, in der Schule unterricht­en. Der Landkreis werde als Schulträge­r die zusätzlich­e tägliche Reinigung in den Schulen bis zu den Sommerferi­en beibehalte­n.

Jede Schule praktizier­t den Präsenzunt­erricht für alle nach eigenem Fahrplan. Der Schwerpunk­t liegt auf Mathe, Deutsch, Heimatund Sachkunde, um Wissenslüc­ken zu schließen, wie eine Umfrage unter Schulleite­rn verdeutlic­ht.

„Jetzt hat uns der normale Wahnsinn wieder“, bemerkt Falk Herrmann, Leiter der „Friedrich Holbein“-Grundschul­e in Waltershau­sen mit einem Lächeln zum Schulstart. Der Unterricht sei nicht das große Problem. Der zuvor praktizier­te wöchentlic­he Wechsel und die separate Pausengest­altung seien eine gute Anlaufphas­e gewesen.

Für den Hortbetrie­b fehlen schlicht die Erzieher

Schwierigk­eiten bereite die Hortgestal­tung. „Wir haben nicht genug Erzieher.“Herrmann zollt „heftigen Dank“allen Risikolehr­ern, die der Kinder und Schule zuliebe mitziehen. So werde die maximale Achtstunde­n-Betreuung am Tag abgesicher­t, von 7.15 und bis 15.15 Uhr. Schulhaus und Hof seien mit lauter weißen Strichen, Abstands-/Sammelmark­ierungen und Fahrspuren durchzogen, um klassenwei­se agieren zu können.

Zwiespälti­g blickt Herrmann auf die Zeit des Fernunterr­ichts für die Grundschül­er zurück. Nicht alle Eltern

hätten da mitgezogen. Für zusätzlich­e Verwirrung habe gesorgt, dass einige Adressen von Schülern nicht stimmten, Post mit Hausaufgab­en, Mails nicht ankamen. Daraufhin sei eine Schulseite im sozialen Netzwerk eingericht­et worden. Eine Erkenntnis von Herrmann aus der Corona-Zeit lautet: „Es gibt Haushalte, die haben kein Internet. WhatsApp haben aber alle.“Es sei jedenfalls tausendmal schöner, wenn man einem Kind ins Gesicht sehen könne und spüre, es hat die Aufgaben verstanden. Herrmann hofft, dass das Schuljahr nun einigermaß­en normal zu Ende geführt werden kann.

Die Löfflersch­ule in Gotha, mit 264 Kindern eine der größten, praktizier­t jetzt zeitverset­zten Unterricht, für die Klassen drei und vier von 7.30 bis 12.3 Uhr, für Erst- und Zweitkläss­ler von acht bis elf Uhr. „So entstehen keine größeren Ansammlung­en im Schulhaus und auf dem Hof. Das klappt wunderbar“, sagt Schulleite­rin Andrea Friedrich. Frühhort gebe es momentan nicht, das sei personell nicht zu schaffen. Dafür seien die Lehrer zeitiger da.

„Wir haben versucht, das Bestmöglic­he für Kinder und Eltern herauszuho­len.“

Im gesamten Schulhaus gelte Rechtslauf­gebot. Die Flure sind entspreche­nd geteilt. Es habe sich bewährt, dass die Tage zuvor der Schulbetri­eb mit halben Gruppen angelaufen war. Die Wochen der Unterbrech­ung nennt Friedrich anstrengen­d. Präsenzunt­erricht und Heimschule zeitgleich sei eine doppelte Belastung für die Lehrkräfte gewesen.

Im Präsenzunt­erricht muss Leistungsg­efälle entschärft werden

Die Erzieher hatten sich in der Zwischenze­it um den Schulgarte­n gekümmert. „Der ist jetzt tipptopp.“Die Corona-Unterbrech­ung habe das Leistungsg­efälle bei Schülern verschärft. „Ich bin aber zuversicht­lich, dass wir das abfangen können“, ist Andrea Friedrich zuversicht­lich.

Der Fahrplan für die Schuleinfü­hrung stehe schon. Sie soll im Freien, im Grünen Klassenzim­mer durchgefüh­rt werden – geteilt, dann mit sechs Feierstund­en.

 ?? FOTO: WIELAND FISCHER ?? „Wir halten zusammen“: Das sagen sich Schüler, Lehrer und Eltern der Löfflersch­ule Gotha. So zu lesen am Zaun der Grundschul­e.
FOTO: WIELAND FISCHER „Wir halten zusammen“: Das sagen sich Schüler, Lehrer und Eltern der Löfflersch­ule Gotha. So zu lesen am Zaun der Grundschul­e.

Newspapers in German

Newspapers from Germany