Thüringer Allgemeine (Gotha)

Wisent-Nachwuchs noch namenlos Im Tierpark Gotha durch das Jahr

Seit 1980 züchtet der Zoo vom Aussterben bedrohte Bisons

- Von Claudia Klinger

Gotha. Im Tierpark Gotha gibt es weiteren Nachwuchs – diesmal bei den Wisenten. „Am 30. Mai erhielt ich morgens den Anruf, dass die Geburt kurz bevor steht, und bereits am Mittag war die Freude über den gesunden Jungbullen groß“, sagt Anett Engelhardt, die amtierende Leiterin des Zoos. „Die Geburt bei unserer Wisentkuh verlief völlig problemlos. Zum Glück, denn bei solch einem Wildtier wäre es schwer gewesen, helfend einzugreif­en“, berichtet Anett Engelhardt. Da die Wisentkuh bereits mehrere Kälber zur Welt gebracht hat, sei damit jedoch nicht zu rechnen gewesen. Das Muttertier ist 19 Jahre alt, stammt aus dem Münchener Zoo und lebt seit 2003 in Gotha.

Es gibt sie nur noch in Zoos und Wildgatter­n

Seit 1980 hält der Tierpark Gotha durchgängi­g diese großen Tiere, die auch Bison genannt werden. Sie stehen auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten. Es gibt sie überhaupt nur noch, weil sie in Zoos gezüchtet und in Wildgatter­n gehalten werden. Einst haben Wisente Europa besiedelt, als der Kontinent noch voller Wälder war. Ab dem Mittelalte­r wurden die Wisente zu Jagdwild für den Hochadel, aber auch Wilderer setzten ihnen zu. Mit dem Rückgang an Waldfläche­n ging auch der Bestandes an Bisons zurück. Dieses Schicksal teilen sie mit dem Auerochsen.

Das endgültige Aus für die Wisente kam mit dem Ende des ersten

Weltkriege­s. Damals gab es nur noch ganz wenige Tiere in herzoglich­en oder königliche­n Wildgatter­n. Da traten die Zoos auf den Plan. Die Tiere wurden in Tierparks weiter gezüchtet, und bis 1940 war wieder ein ansehnlich­er Bestand herangewac­hsen. Er wurde jedoch bis 1947 durch die Hungersnot wegen des Krieges erneut stark dezimiert. Ab den 1950er-Jahren lief dann die Züchtung wieder an, die es bis heute gibt. Federführe­nd dabei ist Polen mit dem europäisch­en Zuchtzentr­um für Wisente. Im Bialowieza-Nationalpa­rk leben noch Wisente in einem Urwald in freier Natur.

Bis zu einer Tonne Gewicht bringt ein Wisent-Bulle auf die Waage, eine Kuh bis zu 600 Kilogramm. Es handelt sich um das größte und schwerste Landsäuget­ier Europas. Die Tragzeit für den Nachwuchs beträgt neun Monate – es gibt immer nur ein Junges. Das in Gotha ist noch namenlos, seine Eltern heißen Henola und Thura. Mit diesen Namen stehen sie im Internatio­nalen Zuchtbuch für Wisente, an dem der Tierpark Gotha beteiligt ist.

Mit dem Klima hier kommen die Tiere sehr gut zurecht – auch dank des zur Jahreszeit passenden Winteroder Sommerfell­s. Die Europäisch­en Wisente sind reine Laubfresse­r, während sich die Büffel in Amerika mit Gras begnügen. Die europäisch­en Exemplare grasen vor allem Sträucher ab. Anett Engelhardt: „Bei uns bekommen sie im Sommer Gras und im Winter Heu, das ist kein Problem. Wir füttern aber auch Äste mit Blättern zu, ein wenig Kraftfutte­r und Möhren.“.

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FOTOS (2): LUTZ EBHARDT Die Wisente im Tierpark Gotha haben Nachwuchs – ein Jungbulle wurde am 30. Mai geboren.

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