Thüringer Allgemeine (Gotha)

Das Wir als Schlüssel zum Erfolg Aus unserer Seniorenre­daktion

In der 600-Seelen-Gemeinde Wallroda tut sich Großes

- Von Margitta Guhn

In Deutschlan­d gibt es so einige Ortschafte­n, die man nur wahrnimmt, wenn man sie durchquert oder einen bestimmten Grund hat, gezielt dorthin zu fahren.

Einer dieser Orte heißt Wallroda und liegt in Sachsen, etwa drei Kilometer von Radeberg entfernt. Dieses Dorf hat nicht einmal 600 Einwohner, keine Einkaufsmö­glichkeit, keine Schule oder Kita, und der Bus fährt nur zwei Mal am Tag. Und doch hat dieser kleine Ort etwas, was sicher auch andere Dörfer haben. Hier gibt es einen „harten Kern“, der ein aktives Dorfleben gestaltet, in den fast alle Bewohner integriert sind und aktiv mitwirken.

Wallroda wird in diesem Jahr 670 Jahre. Es ist ein Dorf, wo man ein Haus baut, einzieht und bleibt.

Der Anfang eines größeren Projektes war die bevorstehe­nde 666Jahr-Feier 2016. Durch den Pfarrer Martin Roth wurde eine umfangreic­he Sanierung des Drei-Seit-Pfarrhofes mit dem darauf stehenden Pächterhau­ses aus dem 18. Jahrhunder­t initiiert. Dieses wurde mit neuer Dielung und Elektrik versehen, neue Balken wurden eingezogen, um den Bewohnern des Ortes und der Umgebung einen gemeinsame­n Treffpunkt zu schaffen. Man brauchte keine große Überzeugun­gsarbeit zu leisten, um alte Fotos, Mobiliare und was sonst noch zu einer geschichtl­ichen Zeitreise gehört, die auf den Dachböden der Häuser ein trauriges Dasein fristeten, zu bekommen. Heraus kam ein, von Birgit Müller – ehemalige Ortsvorste­herin – und vielen Helfern liebevoll gestaltete­s Museum, welches einen Einblick in das Leben des Ortes in der damaligen Zeit gewährt. Den Sprüchen von Martin Luther folgen Fotos der Erstkommun­ion von Bewohnern, daneben die der goldenen Kommunion. Auch Klassenfot­os der Einschulun­g vor 50 Jahren wurden in den wieder hergericht­eten Räumen des Pächterhau­ses ausgestell­t. Eine alte Schulbank, noch mit Griffel, Möbeln, Hausrat und vieles mehr kann man sich jetzt ansehen. Die Resonanz der Bewohner aus dem Ort und der Umgebung ist groß.

Aber die Initiative­n gehen weiter. In dem Pächterhau­s werden für die

Pilger des sächsische­n Jakobswege­s in naher Zukunft Übernachtu­ngsmöglich­keiten geschaffen. Zu dem Pfarrhof gehört auch eine alte Scheune, die es altersmäßi­g nur noch zweimal in Sachsen gibt. Die in Wallroda konnte mit Fördergeld­ern erhalten werden. Den Innenausba­u wiederum bewerkstel­ligen Bewohner des Ortes ehrenamtli­ch. Die Scheune kann dann für Veranstalt­ungen der verschiede­nen Vereine oder auch für Familienfe­iern genutzt werden. Der amtierende Ortsvorste­her Jörg Woywod hat für die gegenseiti­ge Unterstütz­ung in der kleinen Gemeinde eine einfache Erklärung: „Das Wir in unserem Dorf ist der Schlüssel für unsere Gemeinscha­ft.“

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FOTO: JENS KÖNIG Museumsfes­t in Kölleda 2018: Aus dem Sachsenwer­k stammt der Röhrenfern­seher „Rembrandt FE 852 E“. Es wurde ab 1954 gebaut.
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FOTO: M. GUHN Pfarrhaus Wallroda

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