Steiger will Präsident werden
FC Rot-Weiß Erfurt: Aufsichtsrat ist zurückgetreten. Einigung mit Insolvenzverwalter steht aus
Erfurt. Von einer neuen Mannschaft auf dem Rasen keine Spur, doch hinter den Kulissen des insolventen FC RotWeiß Erfurt dreht sich das Personalkarussell auf Hochtouren. Auf Druck einer Sponsorengruppe und weil er in dem Insolvenzverfahren von Verwalter Volker Reinhardt keine Perspektive sieht, hat der Aufsichtsrat des Vereins die Brocken hingeworfen. Nun will der Ehrenratsvorsitzende Dieter Steiger zum neuen starken Mann beim einstigen DrittligaGründungsmitglied aufsteigen.
„Ich bin gefragt worden und würde es machen“, bestätigte der 76Jährige einen Bild-Bericht, wonach er neuer Präsident werden solle. Steiger rechnet mit einer schnellen Zusammenkunft des neu sortierten Gremiums. Dem Aufsichtsrat obliegt es, das Präsidium zu besetzen.
Steiger nennt klare Bedingungen, um mit Reinhardt überein zu kommen. „Eine Einigung kann es nur geben, wenn dem FC Rot-Weiß mit null Euro Schulden ein Neuanfang ermöglicht wird“, sagte er. Um den Insolvenzverwalter zur Herauslösung der Fußball-Abteilung sowie Übertragung der Spielrechte zu bewegen, wäre eine hohe sechsstellige Summe nötig. Laut Informationen dieser Zeitung soll es sich um etwa 750.000 Euro handeln.
Frank Nowag, der kommissarische Präsident, kritisiert die jüngsten Entscheidungen: „Ich bin mit dieser Entwicklung nicht einverstanden. Jetzt müssen Dieter Steiger, der Ehrenrat und der neu aufgestellte Aufsichtsrat schnell liefern, denn es bleibt nicht mehr viel Zeit“, sagte Nowag, der sich inzwischen nur noch als Unterstützer sieht.
Erst im September 2018 waren Steffen Böhm, Dirk Eßer, Roman Kerber, Robert Conrad, Heiko Gentzel und Tobias Hagemann auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung
in den Aufsichtsrat gewählt worden. Jetzt machen sie den Weg frei und begründen ihren Rückzug so: „Unser aufgestelltes Konzept lässt sich in der aktuellen Situation und unter den vom Insolvenzverwalter vorgegebenen Freigabebedingungen nicht umsetzen.“ In den vergangenen Tagen hätte eine Gruppe von Sponsoren erklärt, dass sie bereit ist, den Verein durch einen erheblichen Betrag zu unterstützen – unter der Bedingung, dass ausschließlich neue Mitglieder den Aufsichtsrat besetzen. „Der Aufsichtsrat hat daraufhin in Abstimmung mit den weiteren Vereinsgremien entschieden, dem Wunsch der Sponsoren nach zu kommen“, heißt es in einer Mitteilung.
Während Böhm als Aufsichtsratsvorsitzender kommissarisch im Amt bleibt, um die Handlungsfähigkeit zu gewährleisten, wurden auf Vorschlag des Ehrenrats und der bereit stehenden Sponsoren mit dem Rechtsanwalt Reike Meyer und dem Elektromeister Jochen Hofmann zwei neue Mitglieder kooptiert. Auch der Kölner Unternehmer Stephan Uthardt soll laut Steiger künftig dem Gremium angehören.
Der im Frühjahr gegründete SC Rot-Weiß Erfurt sieht in dem Rücktritt des Aufsichtsrates die Chance für eine Rettung des Vereins. Gelingt die Rückkehr in den Spielbetrieb der Oberliga-Saison 2020/21, werde man wie angekündigt keinen Antrag auf Teilnahme am Spielbetrieb stellen, heißt es. Angesichts der jüngsten Entwicklung erklärte derweil der Fanrat, dass aus der im Herbst 2018 veranstalteten „reinballerNLZ“-Kampagne noch fast 25.000 Euro zur Verfügung stehen und bot den Verantwortlichen des FC Rot-Weiß neue Gespräche an, wie die Mittel zweckgebunden eingesetzt werden können.
„Ziel ist es, den Fortbestand des rot-weißen Nachwuchsfußballs und die Bemühungen aller Beteiligten zur Rettung des FC RWE zu unterstützen“, teilte der Fanratsvorsitzende Michael Kummer mit.