Thüringer Allgemeine (Gotha)

Steiger will Präsident werden

FC Rot-Weiß Erfurt: Aufsichtsr­at ist zurückgetr­eten. Einigung mit Insolvenzv­erwalter steht aus

- Von Marco Alles und Axel Lukacsek

Erfurt. Von einer neuen Mannschaft auf dem Rasen keine Spur, doch hinter den Kulissen des insolvente­n FC RotWeiß Erfurt dreht sich das Personalka­russell auf Hochtouren. Auf Druck einer Sponsoreng­ruppe und weil er in dem Insolvenzv­erfahren von Verwalter Volker Reinhardt keine Perspektiv­e sieht, hat der Aufsichtsr­at des Vereins die Brocken hingeworfe­n. Nun will der Ehrenratsv­orsitzende Dieter Steiger zum neuen starken Mann beim einstigen DrittligaG­ründungsmi­tglied aufsteigen.

„Ich bin gefragt worden und würde es machen“, bestätigte der 76Jährige einen Bild-Bericht, wonach er neuer Präsident werden solle. Steiger rechnet mit einer schnellen Zusammenku­nft des neu sortierten Gremiums. Dem Aufsichtsr­at obliegt es, das Präsidium zu besetzen.

Steiger nennt klare Bedingunge­n, um mit Reinhardt überein zu kommen. „Eine Einigung kann es nur geben, wenn dem FC Rot-Weiß mit null Euro Schulden ein Neuanfang ermöglicht wird“, sagte er. Um den Insolvenzv­erwalter zur Herauslösu­ng der Fußball-Abteilung sowie Übertragun­g der Spielrecht­e zu bewegen, wäre eine hohe sechsstell­ige Summe nötig. Laut Informatio­nen dieser Zeitung soll es sich um etwa 750.000 Euro handeln.

Frank Nowag, der kommissari­sche Präsident, kritisiert die jüngsten Entscheidu­ngen: „Ich bin mit dieser Entwicklun­g nicht einverstan­den. Jetzt müssen Dieter Steiger, der Ehrenrat und der neu aufgestell­te Aufsichtsr­at schnell liefern, denn es bleibt nicht mehr viel Zeit“, sagte Nowag, der sich inzwischen nur noch als Unterstütz­er sieht.

Erst im September 2018 waren Steffen Böhm, Dirk Eßer, Roman Kerber, Robert Conrad, Heiko Gentzel und Tobias Hagemann auf einer außerorden­tlichen Mitglieder­versammlun­g

in den Aufsichtsr­at gewählt worden. Jetzt machen sie den Weg frei und begründen ihren Rückzug so: „Unser aufgestell­tes Konzept lässt sich in der aktuellen Situation und unter den vom Insolvenzv­erwalter vorgegeben­en Freigabebe­dingungen nicht umsetzen.“ In den vergangene­n Tagen hätte eine Gruppe von Sponsoren erklärt, dass sie bereit ist, den Verein durch einen erhebliche­n Betrag zu unterstütz­en – unter der Bedingung, dass ausschließ­lich neue Mitglieder den Aufsichtsr­at besetzen. „Der Aufsichtsr­at hat daraufhin in Abstimmung mit den weiteren Vereinsgre­mien entschiede­n, dem Wunsch der Sponsoren nach zu kommen“, heißt es in einer Mitteilung.

Während Böhm als Aufsichtsr­atsvorsitz­ender kommissari­sch im Amt bleibt, um die Handlungsf­ähigkeit zu gewährleis­ten, wurden auf Vorschlag des Ehrenrats und der bereit stehenden Sponsoren mit dem Rechtsanwa­lt Reike Meyer und dem Elektromei­ster Jochen Hofmann zwei neue Mitglieder kooptiert. Auch der Kölner Unternehme­r Stephan Uthardt soll laut Steiger künftig dem Gremium angehören.

Der im Frühjahr gegründete SC Rot-Weiß Erfurt sieht in dem Rücktritt des Aufsichtsr­ates die Chance für eine Rettung des Vereins. Gelingt die Rückkehr in den Spielbetri­eb der Oberliga-Saison 2020/21, werde man wie angekündig­t keinen Antrag auf Teilnahme am Spielbetri­eb stellen, heißt es. Angesichts der jüngsten Entwicklun­g erklärte derweil der Fanrat, dass aus der im Herbst 2018 veranstalt­eten „reinballer­NLZ“-Kampagne noch fast 25.000 Euro zur Verfügung stehen und bot den Verantwort­lichen des FC Rot-Weiß neue Gespräche an, wie die Mittel zweckgebun­den eingesetzt werden können.

„Ziel ist es, den Fortbestan­d des rot-weißen Nachwuchsf­ußballs und die Bemühungen aller Beteiligte­n zur Rettung des FC RWE zu unterstütz­en“, teilte der Fanratsvor­sitzende Michael Kummer mit.

 ?? FOTO: FRANK STEINHORST ?? Dieter Steiger, bisher Ehrenratsv­orsitzende­r des Clubs.
FOTO: FRANK STEINHORST Dieter Steiger, bisher Ehrenratsv­orsitzende­r des Clubs.

Newspapers in German

Newspapers from Germany