Thüringer Allgemeine (Gotha)

Quereinste­iger mit Leidenscha­ft Was macht eigentlich...?

Nach seinem Abschied von den Rockets Gotha widmet sich Sascha Mäder dem Tennisspor­t

- Von Thomas Rudolph

Gotha/Weimar. Sascha Mäder kann den Saisonstar­t kaum noch erwarten. Nach Ausbremsun­g durch Corona und darauf folgend viele Trainingse­inheiten ist es am Wochenende endlich soweit – mit der Herren30-Auswahl des TC Weimar startet der 40-Jährige in die Oberliga-Saison und will als Aufsteiger für einige Überraschu­ngen sorgen.

Mühelos marschiert­en die Weimarer durch die Verbandsli­ga, holten in acht Spielen acht Siege – mit diesem Schwung soll es nun auch eine Liga höher klappen. „Das sportliche Gefälle ist schon recht groß. Aber ich sehe uns im Mittelfeld“, sagt Mäder.

Man merkt: Der gebürtige Eisenacher brennt auf seinen ersten Einsatz auf dem Sand. Denn so schön und intensiv die Trainingse­inheiten, die er zumeist in Gotha und Weimar absolviert, auch sein mögen. Es geht doch nichts über Wettkampfh­ärte und den Wunsch, mit einer persönlich guten Leistung auf dem roten Untergrund aufzuwarte­n und die eigene Mannschaft zum Erfolg zu führen.

Es ist dieser positive Ehrgeiz, der Mäder schon seit seiner Kindheit prägt. Einst galt er als eines der größten Leichtathl­etik-Talente in Deutschlan­d, stellte mehrere Rekorde auf und verpasste einst die Olympia-Norm für den Zehnkampf nur um 100 Punkte. Später war er ein prägendes Gesicht bei den Rockets-Basketball­ern, kam auf Einsätze in der 2. Bundesliga ProA und führte die Reserve in seiner letzten Saison als Kapitän auf das Spielfeld.

Liebe zum grünen Filzball

Doch seit rund drei Jahren hat die Liebe zum grünen Filzball den braunen, größeren Ball, abgelöst. „Es hat mich einfach komplett erwischt, ich war sofort fasziniert vom Tennis“, sagt der Quereinste­iger, der in den Vorjahren höchstens mal im Urlaub zum Schläger griff, nach seinem Schlussstr­ich in Gotha aber über den Freundeskr­eis in Eisenach zum Tennis kam. Dort, beim TC BlauWeiß Eisenach, spielten ehemalige Handballer und Basketball­er. Mäder schaute vorbei, es funkte sofort. „Ich hätte, nachdem ich beim Bastet, ketball einen resoluten Schlussstr­ich gezogen habe, gar nicht ohne Sport leben können. Nach drei, vier Tagen ohne sportliche Aktivitäte­n merke ich immer, dass mir etwas fehlt. Hätte ich nicht den Weg zum Tennis gefunden, wäre ich vermutlich zum Basketball zurückgeke­hrt“, mutmaßt er.

Der Wechsel von Ball und Korb zu Ball und Schläger stellte sich für den Modellathl­eten (1,97 m groß, 98 kg schwer) als Glücksfall heraus. Denn während Mäder bei den Rockets vom spielerisc­hen Niveau her seinen Zenit bereits hinter sich hatte, bot das Tennis ganz neue Möglichkei­ten. „Ich habe bei null angefangen, aber mich recht schnell verbessert. Das hat mich weiter angespornt“, sagt er.

Dies lag unter anderem an den Einheiten mit Vizelandes­meister Jonathan Roth, mit dem ihn seit seinen Anfängen auf dem Ascheplatz eine enge Freundscha­ft verbindet. Aber auch am unbedingte­n Willen, sich stetig (und schnell) weiterzuen­twickeln. Drei- bis viermal steht er in der Woche auf dem Platz; wenn es die Zeit erlaubt, darf es sogar öfter sein. Seine Ehefrau und die vierjährig­e Tochter Amy haben Verständni­s für die große Leidenscha­ft des Vaters. „Meine Frau hat mich ja schon als Sportverrü­ckten kennengele­rnt“, lacht Mäder. Und der Nachwuchs ist schon ab und zu auf dem Platz dabei. „Sie hat ein Händchen und Talent. Aber ob sie sich mal für Tennis entscheide­t, weiß ich nicht. Ich hätte auch kein Problem, wenn sie zur Leichtathl­etik geht“, sagt der stolze Vater. Da er bei der Oettinger-Brauerei im Export arbei

lassen sich die Trainingse­inheiten gut abstimmen. So schwingt er gern in der Mittagspau­se oder nach der Arbeit den Schläger; zumal gerade in Gotha der Weg von der Arbeit zum Tennisplat­z kurz ist. Nur die Pendelei zwischen Gotha, seiner Heimatstad­t Eisenach und dem Wohnort Weimar erfordert ab und zu strategisc­he Planung.

Abenteuer engagiert angehen

In der jetzt etwas über dreijährig­en Laufbahn hat sich der Athlet auch abseits des Trainings zum Vielspiele­r entwickelt. „Es müssen so um die 120 offizielle Wertungssp­iele gewesen sein. Aber ich bin immer heiß darauf und habe auch kein Problem, an einem Wochenende doppelt im Einsatz zu sein“, meint er.

Was fast schon nach übertriebe­nem Ehrgeiz klingt, rückt das Multitalen­t schnell zurecht. „Natürlich hört sich das nach viel Aufwand an und ich reflektier­e mich. Aber an erster Stelle steht immer noch der Spaß auf dem Platz und mit der Mannschaft. Mir geht es auch nicht um irgendwelc­he Punkte oder Ranglisten“, wirft er ein.

So auch bei seinem Team, dass nun in die Saison startet. „Wir sind eine gut gemischte Truppe, wollen uns verbessern, aber auch eine gute Zeit miteinande­r haben. Wir gehen das Abenteuer engagiert an“, sagt der Mannschaft­skapitän.

Ob Erinnerung­en an die früheren Zeiten hochkommen, wenn Schläger und Ball mal in der Ecke liegen? „Auf jeden Fall. Alle beiden Sportarten haben mir tolle Erlebnisse gebracht. Es ist schade, dass ich die Leichtathl­etik aus gesundheit­lichen Gründen beenden musste“, erklärt Mäder.

Auch dass die Rockets nach dem Abstieg aus der Bundesliga nun wieder kleine Brötchen backen, ist für ihn verständli­ch. Die Kooperatio­n mit den Löwen aus Erfurt sei gut. „So hast du größere Chancen, die guten Talente zu halten.“

Er selbst will in der Halle nicht mehr auf dem Basketball-Parkett stehen. „Damit habe ich abgeschlos­sen. Meine Leidenscha­ft ist nun das Tennis.“Nun ja, eine Gemeinsamk­eit bleibt: auch diesen Sport kann man unterm Dach ausüben.

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FOTO: NIKLAS KUBITZ Voll konzentrie­rt: Sascha Mäder hat mit dem Tennisspor­t eine neue Leidenscha­ft gefunden.

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