Thüringer Allgemeine (Gotha)

Berechtigt­e Fragen

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Die Zahl klingt erst einmal nicht hoch. 86 Cent mehr pro Haushalt und Monat sollen die Deutschen ab 2021 dafür bezahlen, dass sie die Sender von ARD und ZDF empfangen können oder Inhalte und Informatio­nen aus den entspreche­nden Online-Portalen und Mediatheke­n beziehen.

Allerdings summieren sich die 86 Cent aller Beitragsza­hler über vier Jahre auf 1,8 Milliarden Euro – und erhöhen das Jahresbudg­et auf 9,68 Milliarden Euro. Da lassen sich schon mal berechtigt­e Fragen stellen, etwa nach den Verwaltung­skosten, den Eigenkapit­alreserven im dreistelli­gen Millionenb­ereich oder den teuren Sportrecht­en und Serienprod­uktionen.

Doch die Ministerpr­äsidenten sind nach einigem Hin und Her überzeugt. Alle 16, auch Bodo Ramelow aus Thüringen, unterzeich­neten am Mittwoch den Rundfunkst­aatsvertra­g, der die Erhöhung des Rundfunkbe­itrags von aktuell

17,50 Euro auf 18,36 Euro vorsieht.

Nur: Auch damit ist es nicht getan. Die 16 Landtage müssen ebenfalls zustimmen – und vor allem im MDR-Gebiet ist ein Ja unsicher. Die regierende CDU in Sachsen-Anhalt fürchtet offenkundi­g, dass sie mit ihrer Zustimmung die AfD stärken würde, die ihre seit Jahren laufende Kampagne gegen den öffentlich­rechtliche­n Rundfunk im 2021 anstehende­n Landtagswa­hlkampf forcieren könnte.

Auch in Thüringen wird im nächsten Jahr wieder gewählt – und auch hier spielt die CDU die entscheide­nde Rolle. Denn die linksgefüh­rte Minderheit­skoalition braucht mindestens vier Stimmen der Opposition.

Von der AfD braucht Rot-RotGrün nichts zu erwarten, und die FDP weiß nicht so recht, was sie will. Zumal: Der Stabilität­spakt mit der Union verbietet auch der Koalition, sich bei diesen beiden Parteien eine Mehrheit zu suchen.

Am Ende hängen also die 1,8 Milliarden Euro für ARD und ZDF auch an der Thüringer CDU – die nun den Intendante­n trotzig Bedingunge­n stellen kann. Für eine Partei, die immer noch ziemlich lädiert wirkt, ist das ausnahmswe­ise ein freundlich­er Gedanke.

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LEITARTIKE­L Martin Debes über den höheren Rundfunkbe­itrag

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