Regen bringt Segen
Waldbesitzer und Förster freuen sich über viel Nass – und erhoffen sich noch mehr davon
Erfurt. So nass und wechselhaft wie in diesem Jahr war der Juni schon lange nicht mehr. Ist er damit aber auch ganz nach dem Geschmack der Waldbesitzer? Das wollten wir von Horst Sproßmann, Sprecher der Landesforstanstalt Thüringenforst wissen.
Lacht dem Forstmann angesichts der Regenfälle der vergangenen Tage und der Prognosen für die kommende Dekade nicht das Herz?
Die milde und niederschlagsreiche Witterung entspricht weitestgehend den Wünschen von Waldbesitzern und Förstern. Die Niederschläge können gerne länger anhalten.
Die Touristiker mögen diese Erwartung verzeihen.
Hat es denn nach Ihrer Kenntnis endlich auch mal dort richtig gegossen, wo die Trockenheit zuletzt besonders groß war, also zum Beispiel im Thüringer Becken oder in Ostthüringen?
Die Niederschläge sind erfreulicherweise nahezu landesweit gefallen, vielfach als Landregen, teilweise aber leider auch als Starkregen mit entsprechenden regionalen Schäden.
Es heißt immer: Um das Defizit der vergangenen beiden Trockenjahre wieder wettzumachen, müsste es noch deutlich länger regnen. Aber helfen die jüngsten starken Niederschläge nicht zumindest im Kampf gegen den Borkenkäfer?
Das tun sie, definitiv. Die Wasserversorgung stärkt die Vitalität der Bäume – ganz wichtig: auch die der Fichte – im Abwehrkampf gegen den Borkenkäfer. Um die Bodenwasservorräte in Thüringens trockenen Regionen aufzufüllen, bräuchte es aber tatsächlich noch weitere anhaltende und intensive Regenfälle.
Milde Temperaturen, ergiebiger Regen – als Waldspaziergänger hat man im Moment das Gefühl, in eine im besten Sinne „grüne Hölle“geraten zu sein, weil alles wie verrückt wächst. Ist das nur ein laienhafter
Eindruck?
Die Niederschläge kamen in der richtigen Intensität zur richtigen Zeit – und das im ganzen Land. Die Vegetation nimmt das Wasser aus dem Boden willig auf, der Eindruck einer „grünen Hölle“ist, auch durch die milden Temperaturen unterstützt, durchaus zutreffend.
Mancherorts haben die Böden die großen Regenmengen kaum aufnehmen können, weil sie entweder schon gesättigt oder zu trocken waren. War das irgendwo in Thüringen schon zu viel des Guten?
Die Bodenwasservorräte waren in bestimmten Regionen Thüringens schon vorher aufgefüllt, etwa in den Hoch- und Kammlagen des Thüringer
Waldes, des Schiefergebirges oder des Harzes. Dort erfolgt der Abfluss sättigungsbedingt vielfach oberflächlich. Andererseits haben die dortigen Hochmoore große Mengen des Regenwassers wie ein Schwamm dankbar aufgenommen – zu viel des Guten gibt es da kaum. Trockene Böden müssen hingegen erst in den oberen Schichten durchfeuchtet werden, bevor das in unteren Schichten benötigte Wasser versickern kann. Deshalb sind flächige Landregen so erwünscht, da sie Wassermengen wohldosiert auch in tiefere Bodenschichten einbringen.