Thüringer Allgemeine (Gotha)

Investor könnte Lufthansa-Rettung blockieren

Größter Einzelakti­onär äußert sich kritisch über die geplante milliarden­schwere Staatshilf­e

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Frankfurt/Main. Ein einzelner Aktionär könnte das neun Milliarden Euro schwere Rettungspa­ket für die Lufthansa noch kippen: Der Unternehme­r Heinz Hermann Thiele stockte seinen Anteil an der Airline von zehn auf 15,52 Prozent auf und kritisiert­e den geplanten Staatseins­tieg – seine Zustimmung zum Rettungspa­ket bei der virtuellen Hauptversa­mmlung kommende Woche ließ er offen. Die Lufthansa reagierte alarmiert.

Der Münchner Unternehme­r Thiele ist der größte Einzelakti­onär der Lufthansa. Er ist Mehrheitse­igentümer

des Nutzfahrze­ug- und Bahnzulief­erers Knorr-Bremse. Thiele stößt sich vor allem an der 20-prozentige­n Staatsbete­iligung und will den Rettungspl­an für die Fluggesell­schaft nachverhan­deln. „Ich störe mich an der apodiktisc­hen Aussage, das es keine anderen, konsensfäh­igen Lösungen gäbe“, sagte er der „Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung“(FAZ).

Als Aktionär gerate der Staat in eine Doppelroll­e, die nötige Sanierung der Lufthansa könne so verschlepp­t werden, sagte Thiele. Zudem sei der Bund ein Profiteur, der

neu ausgegeben­en Aktien zu einem Viertel des aktuellen Börsenkurs­es erhalte. Als Kompromiss­lösung kann sich Thiele etwa eine indirekte Beteiligun­g der staatliche­n KfW-Bank vorstellen, die sich politisch zurückhalt­e. Eine endgültige Entscheidu­ng über sein Stimmverha­lten habe er noch nicht getroffen, sagte er der FAZ.

Lufthansa warnte, die Umsetzung des Rettungspa­kets sei „nicht gesichert“. Das Paket könnte die wahrschein­lich erforderli­che Zweidritte­lmehrheit auf der Hauptversa­mmlung verfehlen. „Dies würde bedeuten, dass die Deutsche Lufthansa AG möglicherw­eise zeitnah zur Hauptversa­mmlung ein insolvenzr­echtliches Schutzschi­rmverdie fahren beantragen müsste, wenn es dann nicht unverzügli­ch zu einer anderen Lösung kommt.“

Thiele betonte gegenüber der FAZ, dass er nichts blockieren wolle: „Ich hoffe vielmehr, dass noch im Vorfeld etwas bewirkt und in Bewegung gebracht werden kann.“Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) verteidigt­e dagegen den Deal mit der angeschlag­enen Fluggesell­schaft. Dieser sei „klug durchdacht“, sagte er. Deshalb hoffe er auch, dass die Aktionäre „das dann unterstütz­en“– „da setze ich jetzt einfach mal drauf“. afp

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FOTO: DPA Heinz Hermann Thiele ist größter Lufthansa-Aktionär.

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