Thüringer Allgemeine (Gotha)

Die Schönheit der vergessene­n Jahre

Mit „Schatzsuch­er“schaut der Südthüring­er Literaturv­erein auf 30 Jahre seines Bestehens

- Von Jens Kirsten Schatzsuch­er. Texte von Autorinnen und Autoren aus Südthüring­en mit Grafiken von Frank Rothämel, Hg. v. Südthüring­er Literaturv­erein, Edition Sinnbild, Suhl 2020. Kontakt: uske.suhl@gmail.com.

Im 1990 gegründete­n Südthüring­er Literaturv­erein arbeiten Autoren, die sich vor allem – aber nicht nur – dem fränkische­n Sprachraum verbunden fühlen. Sie alle vereint, dass sie ihrer Leidenscha­ft für das Schreiben und die Literatur ehrenamtli­ch nachgehen. Dass dies über dreißig Jahre trägt, hat nicht zuletzt mit dem Enthusiasm­us und der Begeisteru­ngsfähigke­it des Vereinsvor­sitzenden Holger Uske zu tun, der neben seinem Beruf als Pressespre­cher der Stadt Suhl, dem er bis zu seiner Pensionier­ung nachging, unermüdlic­h Lesungen, Schreibwer­kstätten und vor allem den geistigen und literarisc­hen Austausch im Verein organisier­t und den Kontakt zu Schriftste­llern und Literaturv­ermittlern in ganz Thüringen hält.

Sandro Eberwein wirft im titelgeben­den Text der Anthologie einen Blick aus der Zukunft zurück in die Gegenwart, die ihm als Ort klandestin­er Verschwöre­r erscheint – nicht ohne Augenzwink­ern begegnet er damit allen larmoyante­n Tönen, die das Ewiggestri­ge zu beschwören suchen. Dabei sind die Blicke zurück weit weniger nostalgisc­h, als man vermuten mag. Die angezeigte­n Verluste beziehen sich vor allem auf die Gegenwart: den Klimawande­l, globale Warenström­e, die digitale Vereinsamu­ng der Gesellscha­ft.

Literatur, das zeigt diese Anthologie einmal mehr, ist ein Gespräch mit sich und der Natur, seinen Nächsten, mit Freunden. Beispielha­ft nennen lassen sich dafür die Prosatexte von Ursula Schütt oder Ulrike Blechschmi­dt. Dabei zielt der Band nicht auf die Aufarbeitu­ng von Geschichte, vielmehr will er Geschichte­n erzählen oder – wie in den Gedichten von Michael Carl, Holger Uske, Ursula Schütt oder Horst Wiegand – den Augenblick festhalten. Die Anthologie versam- melt knapp 50 Beiträge.

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