Die Schönheit der vergessenen Jahre
Mit „Schatzsucher“schaut der Südthüringer Literaturverein auf 30 Jahre seines Bestehens
Im 1990 gegründeten Südthüringer Literaturverein arbeiten Autoren, die sich vor allem – aber nicht nur – dem fränkischen Sprachraum verbunden fühlen. Sie alle vereint, dass sie ihrer Leidenschaft für das Schreiben und die Literatur ehrenamtlich nachgehen. Dass dies über dreißig Jahre trägt, hat nicht zuletzt mit dem Enthusiasmus und der Begeisterungsfähigkeit des Vereinsvorsitzenden Holger Uske zu tun, der neben seinem Beruf als Pressesprecher der Stadt Suhl, dem er bis zu seiner Pensionierung nachging, unermüdlich Lesungen, Schreibwerkstätten und vor allem den geistigen und literarischen Austausch im Verein organisiert und den Kontakt zu Schriftstellern und Literaturvermittlern in ganz Thüringen hält.
Sandro Eberwein wirft im titelgebenden Text der Anthologie einen Blick aus der Zukunft zurück in die Gegenwart, die ihm als Ort klandestiner Verschwörer erscheint – nicht ohne Augenzwinkern begegnet er damit allen larmoyanten Tönen, die das Ewiggestrige zu beschwören suchen. Dabei sind die Blicke zurück weit weniger nostalgisch, als man vermuten mag. Die angezeigten Verluste beziehen sich vor allem auf die Gegenwart: den Klimawandel, globale Warenströme, die digitale Vereinsamung der Gesellschaft.
Literatur, das zeigt diese Anthologie einmal mehr, ist ein Gespräch mit sich und der Natur, seinen Nächsten, mit Freunden. Beispielhaft nennen lassen sich dafür die Prosatexte von Ursula Schütt oder Ulrike Blechschmidt. Dabei zielt der Band nicht auf die Aufarbeitung von Geschichte, vielmehr will er Geschichten erzählen oder – wie in den Gedichten von Michael Carl, Holger Uske, Ursula Schütt oder Horst Wiegand – den Augenblick festhalten. Die Anthologie versam- melt knapp 50 Beiträge.