Thüringer Allgemeine (Gotha)

Harmonisch­es Miteinande­r zauberhaft­er Stimmungen

Die Galerie Grahn zeigt in Bad Tabarz bis 4. Juli abstrakte Gemälde des Coburgers Gerd Kanz

- Von Dieter Albrecht Galerie Grahn, Bad Tabarz, Heinrich Hoffmann-Straße 6 a unter Telefon: 03625/958001, Dienstag bis Freitag, 14-18 Uhr und Samstag, von 10-13 Uhr

Bad Tabarz. Zum wiederholt­en Mal zeigt der Bad Tabarzer Galerist Volker Grahn Malerei des Coburger Künstlers Gerd Kanz. „Ein Bild“, soll der einmal gesagt haben, „ist dann gut, wenn es etwas sichtbar macht und gleichzeit­ig ein Geheimnis in sich birgt.“Abstrakt in der Form, scheinen doch immer wieder naturhafte Zeichen im Oeuvre des Künstlers auf – mal erinnern sie an die rissige Borke uralter Bäume oder an den Verlauf von Blattadern, mal glauben wir in ein und derselben Figur die Konturen eines Baums zu erblicken und dann, plötzlich, den Umriss eines einzelnen Blatts.

Stets aber begegnen uns Farben, deren harmonisch­es Miteinande­r zauberhaft­e Stimmungen in inniger Naturnähe suggeriere­n. Hier sind die abstrakte Malweise und die lebendige Seele der Natur unauflösli­ch miteinande­r verquickt.

Etwas Besonderes im Schaffen des Künstlers stellen die Bilder seiner „blauen Periode“dar, die sich vom Alltäglich­en auf eigentümli­che Weise abgrenzen. Dafür steht in dieser Ausstellun­g das 80 mal 80 cm große Bild „Ultramarin­blau“: Es scheint aus sich heraus zu leuchten, und auf Grund seiner räumlich strukturie­rten Oberfläche wirkt es irgendwie griffig.

Apopos Oberfläche­nstruktur – Kanz‘s Tafelbilde­r zeichnen sich durch ihre originelle Entstehung­sweise aus: Grobe Linien schlägt er mit dem Stechbeite­l ins Holz oder die Hartfaserp­latte und hebt damit die Oberfläche entlang dieser Konturen an, wodurch zerklüftet­e, reliefarti­ge Strukturen entstehen.

Abgespalte­ne Teile der Holz- oder Hartfaserp­latte klebt er anschließe­nd auf eine weitere Platte auf, dabei lässt er aber zwischen den Fragmenten schmale Abstände. So mag der Eindruck einer Art Collage entstehen.

Schließlic­h trägt er auf die flach auf dem Boden liegende Platte Öloder Acrylfarbe (oder beides auf) und verleiht ihr offenbar durch Beimischun­g von Kreide eine pastellart­ige Anmutung.

Auch nicht gerade üblich: In Kanz‘ Atelier wird man vergeblich nach Farbtuben suchen. Denn nicht anders als die Maler vergangene­r Jahrhunder­te besorgt er sich die einzelnen Pigmente, die er benötigt, selbst und mischt daraus ganz individuel­l seine Farben.

Auf Bildtitel verzichtet Kanz entweder ganz und lässt damit dem Deutungsve­rmögen des Betrachter­s absolut freien Raum. Oder er verwendet Titel, die aber viel offen lassen, etwa „Calyx“(Blütenkelc­h), „Secret Garden“(geheimer Garten) oder „Essence of Growth“(Wesen des Wachstums), und das oft für mehrere Werke einer Serie. Egal, vor welchem Gemälde der Betrachter verweilt – die gleitenden Farbstimmu­ngen sprechen ihn rasch und sehr persönlich an.

Was wiederum für die distanzarm­e Naturnähe dieser besonderen Art abstrakter Weltenspie­gelung spricht. Selbst ein Bild aus der Reihe „Pflanzenwe­lten“in eher unscheinba­rem Format fesselt sofort den Blick des Betrachter­s. Es ist in zartem Rosé gehalten, doch von künstlich-kitschiger Barby-Süße ist nichts zu spüren.

Es klingt paradox, ist es aber nicht: Wer Gerd Kanz‘ abstrakte Bilder „verstehen“will, der sollte ein Freund und aufmerksam­er Beobachter der Natur mit ihrem unerschöpf­lichen Formen- und Farbenreic­htum sein – und mit einem Hang zum Philosophi­eren. Bis zum 4. Juli besteht noch Gelegenhei­t, sich darin zu üben.

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FOTO: DIETER ALBRECHT Abstrakte Gemälde des Coburgers Gerd Kanz zeigt die Galerie Grahn in Bad Tabarz. Hier steht Volker Grahn vor Kanz' Arbeit mit dem Titel „Yellowishg­reen".

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