So werden Freiwillige zum Impfstoff-Tester
Klinische Studien im Kampf gegen Covid-19 laufen auch in Deutschland. So kann man teilnehmen
Berlin. Die Suche nach einem Impfstoff gegen das Coronavirus SarsCoV-2 läuft weiter. Weltweit arbeiten Forscherinnen und Forscher an seiner Entwicklung. Manche Studien sind bereits in den fortgeschrittenen Phasen und werden an den Probandinnen und Probanden getestet. Und tatsächlich kann man sich auch in Deutschland als Testperson für den Covid-19-Impfstoff zur Verfügung stellen. Denn auch hierzulande sind Projekte und klinische Studien für die Impfstoffsuche angelaufen.
Die erste Phase einer Studie des Mainzer Biopharma-Unternehmens
Biontech und des US-Pharmakonzerns Pfizer hat bereits am 23. April begonnen. Auch die Firma Curevac aus Tübingen testet seit Kurzem einen möglichen Impfstoff an freiwilligen Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern. Doch wie kann man selbst Testperson für einen solchen Corona-Impfstoff werden? Wir haben alle wichtigen Fragen und Antworten zusammengefasst.
Wer arbeitet aktuell an einem Impfstoff?
In einer ständig aktualisierten Auflistung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), online abrufbar unter bit.ly/2NI2SRn, befinden sich derzeit 149 Projekte, die an einem Impfstoff arbeiten. Davon sind 17 bereits in der klinischen Testphase und werden an Freiwilligen erprobt. Mit Curevac und Biontech sind auch zwei Entwicklerfirmen aus Deutschland bereits in der Testphase für einen möglichen Impfstoff angelangt. Und es sollen bald mehr werden.
Der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) zählt acht Forschungsprojekte in Deutschland, die an der Entwicklung eines Impfstoffs gegen Covid-19 arbeiten. Zudem gibt es laut VFA sieben weitere deutsche Unternehmen oder Forschungsinstitute, die an der Impfstoffentwicklung unterstützend mitwirken oder dies angeboten haben.
Wie kann man Impfstofftester werden?
Wer an der klinischen Prüfung eines möglichen Covid-19-Impfstoffs teilnehmen möchte, muss sich dafür direkt bei den Entwicklern melden. Das rät das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), das die Anträge auf die klinische Prüfung in Deutschland mitprüft und -genehmigt.
Eines der Impfstoff-Projekte, das kurz vor seinen ersten klinischen Tests steht, ist eine Kooperation des Universitätsklinikums HamburgEppendorf (UKE), der Universität Marburg und der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) unter dem Dach des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF). Die ersten klinischen Tests sollen ab September am UKE unter Leitung von Marylyn Addo durchgeführt werden – mit rund 200 freiwilligen Probanden.
Auf der Webseite des UKE (uke.de) werden dafür Personen ab 18 Jahren gesucht, die an der Studie teilnehmen möchten. Freiwillige sollen sich unter der dort angegebenen E-Mail-Adresse melden und auf eine Rückmeldung vom Studienteam warten.
Für das Impfstoff-Projekt von Curevac und dem Institut für Tropenmedizin, Reisemedizin und Humanparasitologie am Universitätsklinikum Tübingen (UKT) gab es bis vor Kurzem einen Online-Aufruf für freiwillige Studienteilnehmer. So suchte das UKT für den Studienauftakt nach gesunden Personen zwischen 18 und 60 Jahren aus Tübingen und Umgebung. Inzwischen ist der Aufruf aufgrund von ausreichend vielen Anmeldungen wieder geschlossen worden. Voraussichtlich im Spätsommer soll die neue Testphase mit erweiterten Altersgrenzen starten, heißt es in einer
Pressemitteilung.
Möglich ist unter bit.ly/3gd5VNS dagegen noch die Anmeldung für eine Medikamentenstudie des UKT zur klinischen Wirksamkeit von Hydroxychloroquin bei mildem Covid-19.
Wie wird der Corona-Impfstoff an Menschen getestet?
Die Entwicklung für einen Covid19-Impfstoff ist einer Erklärung des VFA zufolge in sieben Teile gegliedert, von denen einige parallel ablaufen. Das Testverfahren mit freiwilligen Probanden macht dabei nur einen Teil des Entwicklungsverfahrens aus und ist wiederum in drei Phasen geteilt.
In diesen Phasen wird der Impfstoff immer größeren Freiwilligengruppen verabreicht. Darin werden zum Beispiel Verträglichkeit, Dosierung, Immunantwort und letztendlich die Zuverlässigkeit des Schutzes erprobt.
Ist die Teilnahme an klinischen Impfstoff-Tests gefährlich?
Die Durchführung von klinischen Studien ist unter anderem durch das Arzneimittelgesetz streng reglementiert. Teilnehmern steht eine intensive ärztliche Überwachung und Betreuung zur Verfügung. Zudem wird eine Probandenversicherung erstellt.
Auch die Verbraucherzentrale rät nicht pauschal von der Teilnahme an klinischen Studien ab. Dennoch können die Behandlungen auch Risiken vorweisen, heißt es dort: Auf keinen Fall sollte man an mehreren Studien gleichzeitig teilnehmen – das Gesundheitsrisiko wäre dabei sehr hoch. Zudem können die Verfahren schädlich sein oder bisher nicht bekannte Gefahren mit sich bringen. Und auch die enge ärztliche Überwachung könne für einige Personen belastbar oder einschränkend sein. Über alle möglichen Risiken müssen die behandelnden Ärzte die Studienteilnehmer allerdings ohnehin aufklären. Wichtige Informationen erhalten Patienten außerdem schriftlich. „Bei der Anwendung von Impfstoffen am Menschen gilt es, Risiken so weit wie möglich zu vermeiden – bei gleichzeitig optimierter Bearbeitung“, schreibt das PEI in einer Mitteilung zum Entwicklungsverfahren bei Covid-19-Impfstoffen. Bis der Impfstoff für die gesamte Bevölkerung verfügbar ist, dürfte noch etwas Zeit vergehen – auch, weil die Testverfahren so gründlich sind.