Nächster Schritt auf der Karriereleiter
Fußball: Eve Boettcher wechselt nach Freiburg, Aaliyah Thomas zu Hannover 96
Eisenach. Sie sind zwei der größten weiblichen Fußballtalente aus Westthüringen: Die Torhüterinnen Eve Boettcher (15) und Aaliyah Thomas (17) kamen über den EFC 08 Ruhla zum USV Jena, spielten in der abgebrochenen Saison Juniorinnen-Bundesliga und gehen nun den nächsten Schritt auf der Karriereleiter. Zur neuen Serie wird Eve für den SC Freiburg im Kasten stehen, während Aaliyah künftig zum Aufgebot der Frauen von Hannover 96 zählt.
Weit weg von Zuhause auf eigenen Beinen stehen, das ist für die beiden jungen Damen nichts Neues. „Ich bin ja schon mit 15 von Jena nach Magdeburg gewechselt und dort in eine WG eingezogen“, sagt Aaliyah, die in diesen Tagen ihr Zimmer an der Elbe räumt. Nachdem sie noch die mündliche EthikPrüfung meisterte, hat sie ihren Realschulabschluss in der Tasche und kann jetzt erstmals drei Wochen im Eisenacher Elternhaus ausspannen. Ab 20. Juli beginnt mit dem Start der Saisonvorbereitung in Hannover ihr neuer Lebensabschnitt. Dass sie den Magdeburger FFC nach ihrem letzten Juniorinnenjahr verlassen würde, sei schon länger klar gewesen. „Ich hatte mit mehreren Vereinen Kontakt. In Hannover hat aber das Gesamtpaket am besten gepasst“, begründet Thomas, die als Siebenjährige beim FC Eisenach mit dem Fußballspielen begann und bereits für zwei Landesauswahlteams (Thüringen und Sachsen-Anhalt) im Kasten stand. In Hannover ist sie eine von acht Neuzugängen des jungen Frauenteams, das nach Rang zwei in der Regionalliga Nord den Aufstieg in die 2. Bundesliga anpeilt. Bei den „Roten“wird Aaliyah ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren, wobei sie sich in der 96er Floorballabteilung um Training, Events und SchulAGs kümmern soll. „Das wird sicher auch eine interessante Erfahrung“, sagt die 17-Jährige, die sportlich weiterhin einen großen Traum hat. „Mein Ziel ist es, irgendwann mal für Bayern München in der 1. Bundesliga zu spielen.“
Um während der Corona-Krise in Form zu bleiben, absolvierten beide zuletzt häufig Einzeltrainings mit Sven Bartko, ihrem einstigen Coach und Mentor. Ruhlas Vereinschef verfolgt gespannt den Weg der Keeperinnen. Der von Eve Boettcher führt nun tief in den Süden Deutschlands. Vor einigen Wochen klopfte der SC Freiburg bei der 15Jährigen an. „Wenn so ein großer Verein anruft, dann ist man schon stolz auf sein Kind“, erzählt Mutti Diana Roßkopf, die zusammen mit der Tochter gar nicht lange hin- und herüberlegen musste.
Ausschlaggebend für den Abschied vom USV und die Vertragsunterzeichnung
in Freiburg sei vor allem die sportliche Perspektive gewesen, denn zu befürchten sei, dass der Frauenfußball in Jena nach dem Übertritt zum FC Carl Zeiss Jena „hinten runterfällt“. Dass Männerund Frauenfußball unter einem Dach aber funktionieren kann und das sogar in der absoluten Spitze, dafür ist der SC Freiburg der beste Beweis. „Ich war dort, habe mir alles angeguckt und war sofort begeistert“, freut sich Eve auf den neuen Verein. Freiburgs Frauen, trainiert übrigens vom Ex-Jenaer Daniel Krauß, beendeten die Saison auf Rang sieben der Bundesliga. Die U 17 kam auf Rang drei der Staffel Süd. Einige der künftigen Mitspielerinnen kennt sie bereits aus der U15-Nationalmannschaft, in der Boettcher im vergangenen Herbst ihr Debüt feierte. Dass mit Kiara Beck auch die U-16-Nationaltorhüterin beim SC spielt, sei kein Nachteil, sondern Ansporn. „Ich finde es gut, wenn man sich auf auf hohem Niveau battlet“, gibt sich das fast 1,90 m große Talent kämpferisch.
Am Sportgymnasium im Breisgau wird Eve ab August die 10. Klasse
besuchen und soll Zweitspielrecht für eine in der Oberliga spielende C-Junioren-Jungenmannschaft erhalten. „Welcher Verein, ist noch offen“, sagt Eve. Spielpraxis ist da garantiert. Gegner der Freiburger U-17-Juniorinnen sind so renommierte Clubs wie Eintracht Frankfurt oder Bayern München. Die Kehrseite des Vereinswechsels: Die Mutti, die ihre Tochter mit ganzer Kraft auf dem Weg zur Bundesligafußballerin unterstützt und bisher kaum ein Spiel verpasst hat, wird künftig nur noch sporadisch die Partien verfolgen können. Und Eve werde wohl höchstens alle vier Wochen zu Hause in Hötzelsroda (Ortsteil von Eisenach) sein. „Aber das“, so weiß Diana Roßkopf, „muss man in Kauf nehmen, wenn man Großes erreichen will.“