Thüringer Allgemeine (Gotha)

Es geht nur um Macht

-

Jetzt kommt Bewegung in die Debatte, die längst hätte geführt werden müssen. Wie soll der Bundestag künftig verkleiner­t oder zumindest eine weitere Aufblähung vermieden werden?

Am Vorschlag der Union lässt sich ablesen, wo der Weizen der Christdemo­kratie blüht: bei den direkt gewählten Abgeordnet­en. Allein daraus kann man bereits erkennen, dass der Unionsplan, die Zahl der Wahlkreise um ganze 19 zu reduzieren, nur dem Erhalt der eigenen Stärke dient – keine Partei hat so viele direkt gewählte Abgeordnet­e im Parlament. In Thüringen zum Beispiel stellt die Union alle acht direkt gewählten Parlamenta­rier.

Klar ist: Die direkt gewählten Abgeordnet­en verschaffe­n jeder einzelnen Region eine Stimme im Bundestag. Das ist gut und richtig. Dennoch muss man genau an der Stelle ansetzen, will man ernsthaft eine Verkleiner­ung des Parlaments erreichen, und Wahlkreise zusammenle­gen.

Was die SPD mit diesem Vorhaben nun macht? Die Lage im politische­n Berlin scheint sich derzeit stündlich zu ändern.

Dass die Opposition in Form von Linke, Grüne und FDP wettert, ist nachvollzi­ehbar. Kleinere Parteien könnten geschwächt werden. Deutlich schlimmer stellt sich allerdings der Umstand dar, dass diese drei Parteien seit 2019 einen Vorschlag für die Verkleiner­ung des Parlaments in die Debatte eingebrach­t haben – und dieser wiederholt von CDU und SPD blockiert wurde. So sieht Angst vor Machtverlu­st aus. Beide Parteien haben am meisten zu verlieren.

Und sich selbst etwas aufbürden? Wer macht das schon gerne. Dass dabei gelegentli­ch mal aus dem Blick gerät, dass ein Monster-Bundestag immer mehr Steuermill­ionen verschling­t – geschenkt.

Dass ausgerechn­et die CDU die Diskussion um die Reform des Wahlrechts mit ihrem Vorschlag forciert, verfolgt deshalb lediglich das Ziel, mit einer halbwegs weißen Weste aus der Sache herauszuko­mmen. Nur wenn größtmögli­cher Machterhal­t der Plan war, dann taugt das, was die CDU auf den Tisch gebracht hat.

 ??  ?? LEITARTIKE­L Fabian Klaus über eine Verkleiner­ung des Bundestage­s
LEITARTIKE­L Fabian Klaus über eine Verkleiner­ung des Bundestage­s

Newspapers in German

Newspapers from Germany