Polizei erhöht Druck auf verfeindete Großfamilien
Nordthüringer Kripo geht mit 15-köpfiger Soko dem versuchten Totschlag auf den Grund
Worbis. Die Ermittler treffen erneut auf eine Mauer des Schweigens. Ein 31-jähriger Mann, der am Samstag in Worbis (Landkreis Eichsfeld) fast umgebracht worden wäre, kann sich an die Tat nicht mehr erinnern. Seine Vernehmung habe keine nennenswerte Ergebnisse gebracht, heißt es aus Polizeikreisen.
Bei dem Angriff wurde der Mann schwer verletzt. Zwischenzeitlich war davon die Rede, dass es nicht gut um sein Leben stehen würde, denn unbekannte Täter hatten ihn zunächst erheblich im Gesicht verletzt und später mit einem blauen oder grauen Audi A 3 überfahren. Dass es sich genau um einen solchen Fahrzeugtyp handelt, davon sind die Ermittler überzeugt, weil entsprechende Fahrzeugteile gefunden wurden. Bisher wird das Auto allerdings vergeblich gesucht.
Derweil verdichten sich die Indizien dafür, dass mit dieser Tat in Worbis erneut ein Streit zwischen zwei armenischen Familien eskaliert ist. Die Auseinandersetzung schwelt seit anderthalb Jahrzehnten. Eine Schießerei am Heiligabend 2005 markiert bis heute den Ausgangspunkt der später immer wieder folgenden Streits, die regelmäßig ein Großaufgebot der Polizei fordern.
Beide Familien werden der armenischen Mafia zugerechnet, sollen gute Kontakte in die Drogenszene nach Frankreich und Belgien haben. Dass das Opfer – es befindet sich nach Informationen dieser Zeitung gesundheitlich auf dem Wege der Besserung – Erinnerungslücken hat, verwundert die Ermittler nicht. Denn die Verbindung zu einem Autohändler, der als Kopf einer der beiden Familien gilt, stellt sich überdeutlich dar. Der 31-Jährige arbeitet für ihn. Außerdem hatte er nach Informationen dieser Zeitung 2019 einen Unfall mit einem Fahrzeug, das auf den Autohändler zugelassen war. Weil der Polizei derzeit konkrete Zeugenaussagen fehlen, sucht sie die Umgebung nach brauchbaren Beweisen ab und sichtet Videomaterial. Dass die gegründete Sonderkommission aus 15 Beamten besteht, soll deutlich machen, dass der Druck auf die verfeindeten Clans weiter verstärkt wird.