Lehrer klagen über Überstunden
Vertreter fordern realitätsnahe Arbeitszeiten und weniger Verwaltungsarbeit
Erfurt. Die Bildungsgewerkschaft GEW fordert eine Regelung der Arbeitszeiten von Lehrern, die ihren Berufsalltag wirklichkeitsgetreu abbilden. Viele Tätigkeiten, die neben dem eigentlichen Unterricht geleistet werden müssen, würden vom Zeitkonto gar nicht abgedeckt, was zwangsweise zu Mehrarbeit führe, erklärt GEW-Sprecher Michael Kummer. Dies sei ein Grund auch für die anhaltend hohe Zahl der langzeiterkrankten Lehrer.
Das Thema sei nicht neu, doch das Nebeneinander von Präsenzund Distanzunterricht habe die Situation für viele Lehrkräfte verschärft, weil zum Beispiel die Vorund Nachbereitung von Distanzunterricht in der Regel zeitintensiver sei als Unterricht vor der Klasse. Das habe eine nicht repräsentative Umfrage in der zweiten Juni-Hälfte bestätigt. Demnach kam eine Gymnasiallehrerin auf eine Wochenbilanz von mehr als 80 Stunden. Aus dem Bildungsministerium habe man Signale erhalten, sich mit dem Thema befassen zu wollen.
In die Gespräche müssen die Lehrer mit ihren Erfahrungen einbezogen werden, fordert die Gewerkschaft. Ein Konsequenz wäre eine deutliche Erhöhung von Lehrerstellen, damit an Schulen mit großen Lücken in den Lehrerzimmern die Kollegen entlastet werden können. Auf eine Zunahme der Arbeitsbelastung
verweist auch der Thüringer Lehrerverband (TLV). Es seien immer mehr Aufgaben auf die Lehrer zugekommen, ohne sie an anderer Stelle zu entlasten, so der Vorsitzende Rolf Busch. Häufig seien es zeitintensive Verwaltungsaufgaben, die mit dem pädagogischen Auftrag nichts zu tun hätten. Aktuell sei die Abwicklung der stornierten Klassenfahrten mit großem bürokratischen Aufwand verbunden. Als Beispiel nennt Busch die mit dem Masernschutzgesetz geforderte Erfassung des Impfstatus der Schüler, die an die Schulen delegiert wurde. „Entweder die Schulen erhalten Hilfe von Verwaltungskräften, oder sie werden von solchen Aufgaben entlastet“, fordert Busch.