Orte und Schicksale
Eine virtuelle Gedenkstätte will an DDR-Heimerziehung in Thüringen erinnern
und einem hohen Stacheldrahtzaun. Die Erinnerung daran kann er nicht abschütteln, auch sie werden in dieses Projekt einfließen: Das Bürgerkomitee Thüringen will mit einer virtuellen Gedenkstätte an die DDR-Heimerziehung im Land erinnern.
136 solcher Orte zwischen 1945 und 1990 sind bekannt, es könnten aber mehr werden, so Projektleiter Manfred May bei der Vorstellung in
Zella-Mehlis. Denn das Erinnerungsprojekt ist gleichzeitig Forschungsprojekt. Noch sind es nicht viel mehr als markierte Punkte auf einer virtuellen Thüringen-Karte. Jetzt beginne man, die Informationen zu den einzelnen Orten einzuarbeiten. Die schon bekannten Erkenntnisse und die künftigen, wofür man systematisch die Thüringer Archive durchsuchen werde und auch Zeitzeugen befragen will. Für
Manfred May auffällig: In vielen Orten solcher Einrichtungen würden die Bewohner über diese Vergangenheit lieber schweigen, auch einstige Mitarbeiter zeigten oft wenig Gesprächsbereitschaft.
Vorstellbar sind für May auch heimatkundliche Schülerarbeiten. Wertvolle Quelle seien natürlich die Erinnerungen Betroffener, sie sollen als Film- oder Tonaufnahmen in die interaktive Plattform einfließen.
Diese Authentizität sei wichtig, die Beiträge sollen keine Stimmung machen, wie May es ausdrückt, sondern faktisch sein.
Vorerst sei das Projekt für zwei Jahre geplant, die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur fördert es mit 30.000 Euro. Es ist das erste Projekt in den neuen Ländern überhaupt, dass in dieser Form und systematisch die DDR-Heimerziehung in den Fokus nimmt.