Fluch und Segen der scheinbar unbegrenzten Beweglichkeit
Menschen mit einer hohen Gelenkbeweglichkeit sind eigentlich beneidenswert. Man bewundert etwa die Schlangenmenschen, die im Zirkus Attraktionen zeigen, ganz so als hätten sie keine Gelenke, Bänder oder gar Muskeln, die stören. Auch bestimmte Sportler wirken mitunter so.
Man kann diese Beweglichkeit bis zu meinem gewissen Grad trainieren. Doch es gibt Grenzen. Eine gewisse Hypermobilität kann allerdings krankhaft sein, etwa wenn sich Finger, Hände oder auch Kniegelenke ohne Schmerz und Schaden überstrecken lassen. Man nennt dieses Phänomen das Marfan-Syndrom. Es gehört zu den angeborenen Bindegewebserkrankungen und ist oft mit Haematomen und Wirbelsäulenverkrümmungen sowie Augenproblemen verbunden. Typisch für das Syndrom sind lange, dünner Finger (Spinnenfinger) und Hochwuchs. Bei Betroffenen treten häufig Gefäßschäden mit Aneurysmen auf.
Die außerordentliche Gelenkigkeit macht bestimmte Menschen zu guten Sportlern. Leider achtet man dann oft zu wenig auf krankhafte Veränderungen. Erst durch den plötzlichen Tod in jungen Jahren, durch den dann manche Familie schwer getroffen wird, etwa bei einem Aneurysma, wird man auf diese Krankheit aufmerksam.
Dauerndes Kribbeln, Brennen und eine Taubheit in den Fingern sind oft ein Hinweis auf ein Karpaltunnel-Syndrom. Es wird durch die
Kompression des Nervus medianus, der sich im Handgelenk durch das Sehnenfach zieht, verursacht. Betroffen sind vor allem Menschen im mittleren Alter, Frauen häufiger als Männer. Sie können nicht mehr fest zufassen und lassen Gegenstände fallen. Überanstrengung beim Tippen am Computer oder beim Klavierspielen können ein Auslöser für das Karpaltunnel-Syndrom sein.
Studien zufolge haben jedoch Erkrankungen wie Arthrose, Rheumatismus,
Diabetes und Schilddrüsenunterfunktion einen stärkeren Einfluss. Man sollte bei dieser Schmerzsymptomatik immer auch beachten, dass die Schmerzen ausstrahlen und sich an der Wirbelsäule, dem Nacken, den Schultern und Armen fortsetzen können. Die Suche nach Ursachen am Arbeitsplatz und am Skelett-, Muskel- und Nervensystem verschafft Klarheit. Abklärung und Physiotherapie sollten vor einem operativen Eingriff stehen.