Thüringer Allgemeine (Gotha)

Brutaler Überfall vor der Staatskanz­lei

Staatsanwa­ltschaft korrigiert erste Polizeiein­schätzung. Täter mutmaßlich aus der Kampfsport­szene

- Von Fabian Klaus

Erfurt. Die Schlägerei im Erfurter Hirschgart­en am Samstagmor­gen gegen 1 Uhr stellt sich offenbar anders dar, als von der Polizei am Wochenende zunächst veröffentl­icht. Die Landespoli­zeidirekti­on Erfurt schreibt in einer Meldung vom Samstagmit­tag von einem Aufeinande­rtreffen zweier Gruppen von Jugendlich­en und mehreren körperlich­en Auseinande­rsetzungen.

Die zuständige Erfurter Staatsanwa­ltschaft geht am Sonntag aber bereits einen Schritt weiter. Es spreche viel dafür, dass die eine Gruppe die andere angegriffe­n habe, sagte Behördensp­recher Hannes Grünseisen auf Anfrage. Die Gruppe der mutmaßlich­en Angreifer war nach Informatio­nen dieser Zeitung etwa 20 Personen stark. Sie sollen – zum Teil mit Sturmhaube maskiert – eine im Hirschgart­en sitzende andere Gruppe brutal überfallen haben. Die Polizei schreibt in ihrer Meldung von fünf zum Teil schwer verletzten Personen.

Auch drei Polizisten seien leicht verletzt worden. Wie brutal die Auseinande­rsetzung abgelaufen sein muss, zeigen die zahlreiche­n Blutspuren am Tatort.

Die Tat ereignete sich unmittelba­r vor dem Regierungs­sitz. Deshalb konnte am Wochenende bereits Videomater­ial der Staatskanz­lei ausgewerte­t werden. Dass es sich bei den Angreifern um Rechtsextr­emisten

aus Erfurt handeln könnte, will die Staatsanwa­ltschaft bisher nicht kommentier­en. Nach Informatio­nen dieser Zeitung haben einige der Angreifer szenetypis­che Kleidung getragen, die auf deren Zugehörigk­eit zur rechtsextr­emen Kampfsport­szene hindeutet. Mehrere Zeugen berichten zudem davon – etwa in sozialen Netzwerken –, dass die Täter in diese Szene eingeordne­t werden könnten. Demnach soll der Polizei sogar bereits ein Name eines einschlägi­g bekannten Erfurter Neonazis genannt worden sein, der beteiligt gewesen sein könnte.

Der Vorsitzend­e der Mobilen Beratung gegen Rechtsextr­emismus in Thüringen (mobit), Sandro Witt, sagte auf Anfrage: „Meine Forderung ergeht an die zuständige­n Stellen, die Täter zu ermitteln und für diese brutale und hinterhält­ige Tat vor Gericht zu bringen.“Er riet den Betroffene­n, sich an die Beratungss­telle Ezra für Opfer von rechter Gewalt zu wenden.

Die Polizei hat nach der Tat drei Personen festgenomm­en, die als Tatverdäch­tige identifizi­ert wurden. Die drei Deutschen wurden aber alle wieder auf freien Fuß gesetzt. Bei einem der drei habe sich, heißt es von der Staatsanwa­ltschaft, der dringende Tatverdach­t nicht bestätigt. Bei den anderen beiden Tatverdäch­tigen hätten keine Haftgründe vorgelegen. Einer der Tatverdäch­tigen sei allerdings wegen Gewaltdeli­kten bekannt.

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FOTO: M. SCHEIDEL Polizei vor der Staatskanz­lei in Erfurt: In der Nacht zum Samstag kam es im angrenzend­en Hirschgart­en zu einem Überfall.

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