Thüringer Allgemeine (Gotha)

Landeskass­e ist kein Füllhorn

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Im Zeichen der Krise sitzt der Geldbeutel locker. Weniger beim Bürger, dafür umso mehr beim Staat. Das ist in vielen Fällen sinnvoll. Oft profitiere­n von den Entscheidu­ngen die Menschen im Land.

Beispielsw­eise, wenn den Kommunen unter die Arme gegriffen wird, weil sie wegen der CoronaKris­e und den zeitweisen Schließung­en von Geschäften und Betrieben erhebliche Steuerausf­älle zu verkraften haben.

Oder wenn die vielen mittelstän­dischen Unternehme­n und Soloselbst­ständigen Überbrücku­ngshilfen erhalten.

Oder wenn Eltern mehrere Monate keine Kindergart­en- oder Hortbeiträ­ge zahlen müssen.

Keine Frage also, die rot-rot-grüne Landesregi­erung hat einiges richtig gemacht. Aber die Pandemie kann leicht ausgenutzt werden: um schnell Finanzmitt­el, für die es nie Mehrheiten im Landtag gegeben hätte oder bei denen der Aufschrei der Entrüstung im Freistaat zu groß gewesen wäre, dank Corona-Krisenmodu­s unauffälli­g abzufrühst­ücken.

Oder was haben die Zuschüsse für bündnisgrü­ne Lastenfahr­räder mit dem Virus zu tun?

Ohne die ebenso wachsame wie sparsame SPD-Finanzmini­sterin Heike Taubert würde der Etat des nächsten Jahres noch mehr aufgebläht. Sie hat sich gegen allerlei Begehrlich­keiten ihrer Kabinettsk­ollegen wehren können. Dennoch: Die CDU hat recht, wenn sie kritisiert, dass der rot-rot-grüne Kassenstur­z – sollte er überhaupt je stattgefun­den haben – zu einer Art Füllhorn geworden ist.

Dabei sollte eine ernst gemeinte Revision trotz dringend nötiger Investitio­nen doch an anderer Stelle Sparpotenz­iale ausmachen, damit neue Schulden nicht unnötig aus dem Ruder laufen.

Da weder die Koalitionä­re von Linke, SPD und Grünen noch die Union alleine eine Mehrheit haben, bleibt zu hoffen, dass sich das Quartett auf eine tragfähige Lösung einigt. Und dass der Kompromiss dem Steuerzahl­er und kommenden Generation­en am Ende nicht (zu) teuer zu stehen kommt.

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LEITARTIKE­L Elmar Otto zum Streit um den Haushalt 2021

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