Apotheker drängen auf mehr Pharmazie-Studienplätze
Im gemeinsamen Antrag von Rot-Rot-Grün, CDU und FDP fehlt konkrete Zusage. Branchenverband erinnert an Versprechen
Erfurt. Den 31. Januar dieses Jahres wird Stefan Fink nicht so schnell vergessen. Es war der Tag, an dem die Bundesagentur für Arbeit den Apotheker zum siebten Mal in Folge als Engpassberuf auswies und zeitgleich im Landtag die Staatssekretärin im SPD-geführten Wirtschaftsministerium, Valentina Kerst, folgendes zu Protokoll gab: „Einen generellen Ärzte- und Apothekermangel gibt es in Thüringen derzeit und auch – und das möchte ich an dieser Stelle sagen – auf absehbare Zeit nicht.“
Fink, Vorsitzender des Thüringer Apothekerverbandes, war ob der Ahnungslosigkeit der Spitzenbeamtin
fassungslos. Seit Jahren werde in Thüringen über den Ausbau der Pharmazieausbildung diskutiert. Viele Parteien hätte das in ihrem Wahlprogrammen verankert. Aber getan habe sich bislang nichts.
Nachdem die FDP Ende 2019 das Problem in einem Plenarantrag zum Thema machte, scheint Bewegung in die Sache zu kommen. Inzwischen hat ein großes Bündnis aus Rot-Rot-Grün, CDU und FDP einen Alternativantrag verfasst. Doch die Enttäuschung ist groß. Denn während die Ausbildungskapazitäten im Fach Medizin an der Friedrich-Schiller-Universität Jena um zehn Prozent erhöht werden sollen, wird für Pharmazie eine Kapazitätssteigerung nur geprüft.
„Wenn die Politik eine flächendeckende Versorgung mit Apotheken aufrechterhalten will, muss etwas geschehen“, fordert Fink. Vor allem auf dem Land sei die Sorge groß.
„Das Ganze ist natürlich nur ein Minimalkompromiss“, gibt der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Fraktion, Robert-Martin Montag, zu. Eine einfache Kapazitätserweiterung im Bereich Pharmazie sei nicht möglich. Vielmehr gehe es um einen Neubau sowie mehr Personal. Der Linke-Gesundheitspolitiker Ralf Plötner ist mit dem Erreichten zufrieden und verweist auf den Thüringen-Monitor des vergangenen Jahres: „Dort geben 99 Prozent der Befragten an, dass sie mit der Erreichbarkeit von Apotheken zufrieden sind. 83 Prozent plädieren allerdings für einen Ausbau der Medizin-Studienplätze.“Seine Koalitionskolleginnen Cornelia Klisch (SPD) und Babett Pfefferlein (Grüne) wollen sich mit Verweis auf laufende Diskussionen nicht äußern.
Der CDU-Parlamentarier Christoph Zippel, der sich seit langem für mehr Pharmaziestudienplätze einsetzt, sagt, „die zehn Prozent, die für Mediziner veranschlagt sind, werden bei Pharmazeuten nicht reichen“. Das liegt an der Größenordnung: Etwa 260 Medizinerstsemester stehen 76 Pharmaziestudienbeginner gegenüber. Der Ansicht ist auch Apothekerverbandschef Fink: „Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein.“