Jetzt müssen auch Bestandskunden zahlen
Die Sparkasse Mittelthüringen weitet die Erhebung von Negativzinsen auf Giro- und Sparkonten aus
Erfurt. Die Sparkasse Mittelthüringen führt die Gebühren, die sie seit Februar für Neukunden bei Anlagen erhebt, zum Jahreswechsel auch für Bestandskunden ein. Ab dem 1. Januar 2021 wird ein Verwahrentgelt in Höhe von -0,5 Prozent erhoben, wenn Sparer mehr als 70.000 Euro oder Eheleute mehr als 140.000 Euro auf Giro- und Sparkonten lagern. Das bestätigte der Sprecher der Sparkasse, David Maisel, auf Anfrage unserer Zeitung.
„Durch die hohen Freibeträge sind rund 95 Prozent unserer Bestandskunden nicht betroffen“, versicherte Maisel. Mit allen Sparern, die über der Freibetragsgrenze liegen, werde man persönliche Gespräche führen, kündigte er an.
Dabei sollen die Kunden über Möglichkeiten informiert werden, Guthaben in Anlageformen zu verschieben, die nicht vom Verwahrentgelt betroffen sind – etwa Wertpapieranlagen über Fonds und Zertifikate, Versicherungen oder Bausparprodukte.
Mit der Weitergabe der Kosten, welche die Europäische Zentralbank von Kreditinstituten fordert, wenn diese dort Geld anlegen, regiere man auf die anhaltende Niedrigzinsphase und sich dadurch verschlechternde Erträge, erklärte die Sparkasse.
So seien die Einlagen der Kunden bei der Sparkasse Mittelthüringen im ersten Halbjahr 2020 noch einmal erheblich angestiegen. Durch die Corona-Krise seien geplante Reisen ausgefallen, geschlossene Geschäfte hätten größere Einkäufe unmöglich gemacht. Zudem hätten unsichere wirtschaftliche und berufliche Aussichten viele Thüringer vorsichtig werden lassen. Dadurch verzeichnete das Geldvermögen der Sparkassenkunden in Thüringen im ersten Halbjahr einen Rekordzuwachs von 1,05 Milliarden Euro, mehr als dreimal so viel wie im ersten Halbjahr 2019.
Gleichzeitig sei es den Sparkassen unmöglich gewesen, diese Summen als Kredite auszureichen. Überschüssige Einlagen verursachen für die Sparkasse Kosten.