Corona und die Hoffnung auf Antikörper
USA erlauben Blutplasma-Therapie
Washington. Die US-Regierung erteilt eine Notfallgenehmigung für die Behandlung der Erkrankung Covid-19 mit Blutplasma, das Antikörper gegen das Coronavirus enthält. Bei der sogenannten Immunplasma-Therapie bekommen Patientinnen und Patienten Plasma von Menschen, die nach einer natürlichen Infektion Antikörper gebildet hatten. Plasma wird seit über 100 Jahren genutzt und gilt als sicher. Bislang noch unklar ist aber, wie wirksam es tatsächlich ist, um die Covid-19-Sterblichkeitsrate zu senken. Im Rahmen einer klinischen Sondergenehmigung haben bereits rund 70.000 Menschen Plasma erhalten, wie die FDA erklärte. Die Notfallgenehmigung entspricht allerdings keiner formellen Zulassung, für die wesentlich höhere Hürden gelten. Auch ist das Plasma-Angebot begrenzt, da es nur aus Blutspenden Genesener gewonnen werden kann. Der Schritt der FDA mache vor allem den Handel mit Plasma einfacher und dürfte Herstellern helfen, ihre Kosten zu decken, sagte der frühere FDA-Chef Scott Gottlieb dem Fernsehsender ABC. Die Idee hinter der PlasmaBehandlung ist bestechend: Weil es noch keinen Impfstoff gibt, der die Bildung von Antikörpern gegen Sars-CoV-2 anregt, verabreicht man Patientinnen und Patienten Antikörper von Menschen, die diese nach einer natürlichen Infektion gebildet haben. Zu dem Verfahren laufen weltweit Studien, auch in Deutschland. Im Juli hat das PaulEhrlich-Institut (PEI) die Genehmigung für eine solche Studie erteilt. Laut PEI gebe es erste ermutigende Hinweise auf einen Nutzen der Anwendung. Ein Wirksamkeitsnachweis fehlt bislang allerdings noch.
In den USA wiederum haben Forscherinnen und Forscher Daten aus der Anwendung der Mayo Clinic zu 35.000 zumeist schwer erkrankten Patienten erfasst. Ihre bislang unveröffentlichte Studie zeigt, dass Patienten, die drei Tage nach einer Covid-19-Diagnose eine Transfusion bekamen, eine etwas geringere Sterblichkeitsrate hatten als jene, die später behandelt wurden. Allerdings gab es bei der Studie keine Kontrollgruppe, die Ergebnisse sind also nur sehr begrenzt aussagekräftig. dpa/elik