Britney Spears will ihr Leben zurück
Seit einem Nervenkollaps ist ihr Vater ihr Vormund. Dagegen kämpft die Sängerin nun an
Los Angeles. Britney Spears hat 30 Jahre Bühnenerfahrung, 100 Millionen Tonträger verkauft, ein Vermögen von 215 Millionen Dollar, eine Villa in Kalifornien im Stil eines römischen Tempels, zwei Kinder, einen Freund, der aussieht, als wäre er gerade einer Calvin-Klein-Werbung entstiegen – und das alles mit gerade einmal 38 Jahren. Eines hat die Popsängerin nicht: ihre Freiheit.
Seit zwölf Jahren werden ihr Leben und ihre Finanzen durch ein komplexes Arrangement geregelt, wie es typischerweise für sehr alte oder schwerbehinderte Menschen getroffen wird. Seitdem wacht ihr Vater Jamie Spears (67) als ihr gesetzlicher Vormund über alle Belange, egal, ob sie ihre Karriere, ihr Vermögen oder ihr Privatleben betreffen. Jetzt will sie sich von dem ehemaligen Bauunternehmer lösen – und kämpft dafür vor Gericht.
Fans fordern „Freiheit für Britney“
Die Vereinbarungen wurden nach einer beispiellosen Skandalserie in den Jahren 2007 und 2008 getroffen. Stichworte: Scheidung, entzogenes Sorgerecht, Partynächte, Ausbruch aus der Suchtklinik, eine rasierte Glatze, ein Regenschirmangriff auf Fotografen, Sanitäter, die sie auf einer Bahre aus ihrer Villa tragen, während Paparazzi in Helikoptern über der Szenerie kreisten, Zwangseinweisung. Spears wurde zum tragischen Symbol für die Fallhöhe der Glitzerwelt. Seitdem regelt ihr Vater die Geschäfte. Vor allem ließ er seine Tochter bald wieder ins Studio fahren, wo sie seitdem fünf Hitalben einsang. Allein in Las Vegas trat sie fortan 248-mal auf. Ihre Choreografie absolvierte sie oft mit jener Teilnahmslosigkeit, mit der man seinen Fitnesskurs durchzieht, zu dem man eigentlich keine Lust hat. Doch sie funktionierte wieder.
Erstmals rebelliert Spears nun gegen ihren Vater: „Meine Mandantin ist strikt dagegen, dass Herr Spears wieder ihr Vormund wird, und ist bereit, dafür zu kämpfen“, teilt ihr Anwalt Samuel D. Ingham III. mit. Vielmehr wünsche sie sich bis zur angestrebten Selbstbestimmung die Künstleragentin Jodi Montgomery als Vormund. Die war bereits 2019 während einer Erkrankung von Vater Spears eingesprungen. Ihr Besitz soll von einer Bank verwaltet werden. Eine Entscheidung darüber wurde vom Gericht nun auf den 1. Februar vertagt – bis dahin behält ihr Vater die Kontrolle. Laut ihren Ärzten sei eine Vormundschaft weiter nötig und sogar überlebenswichtig. Ihr Vater soll zudem fürchten, dass von allzu viel finanzieller Freiheit vor allem der Freund seiner Tochter profitieren würde, Fitnesstrainer Sam Asghari (26).
Die Fans sind jedenfalls in Sorge. „Free Britney“nennen sie ihre Bewegung. Einige versteigen sich in die wüste Theorie, ihr Idol werde gegen seinen Willen festgehalten und seine Instagram-Seite werde mit alten Fotos gefüttert. Spears versah daraufhin ein Foto mit digitalem Datum: „Jetzt wisst ihr, dass die Fotos nicht alt sind“, schrieb sie dazu. Auch bedankte sie sich für die Unterstützung: „Ich fühle eure Herzen und ihr fühlt meines.“Manche deuten solche Äußerungen als versteckten Hilfeschrei. „Sie versucht verzweifelt, uns Hinweise zu geben“, schreibt ein Fan.
Bemerkenswert: Der Anwalt der Sängerin will, dass die Verhandlungen künftig öffentlich stattfinden, um den Verschwörungstheorien Einhalt zu bieten. Ihr Vater ist strikt dagegen: „Diese Öffentlichkeit würde nicht nur ihr, sondern auch ihren Kindern schaden.“
Wenn es ein Leben im Käfig ist, das Britney Spears führt, dann ist es ein sehr goldener Käfig: 2019 gab sie laut Gerichtsunterlagen allein an Bargeld 2,9 Millionen Dollar aus.