Arztpraxen unter Kostendruck
Bis zu 5000 Euro für Corona-Schutzmaßnahmen. Telemedizin stark nachgefragt
Erfurt. Viele Arztpraxen verzeichnen während der Corona-Pandemie vierstellige Mehrkosten bei deutlich weniger Patienten. Das ergab eine bundesweite Umfrage des Zentralinstitutes (ZI) für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland, an der sich 1700 Praxen beteiligten.
Kostentreiber waren vor allem Schutzvorkehrungen wie die Anschaffung von persönlicher Schutzausrüstung, Trennwänden und Infomaterial.
Im Schnitt gaben die Niedergelassenen dafür 1120 Euro aus, der Maximalwert liegt bei über 5000 Euro. „In fast allen Praxen musste zudem deutlich mehr und länger gearbeitet werden. Bei der ärztlichen Tätigkeit waren es bis zu 15, bei der nichtärztlichen Tätigkeit bis zu 16 Stunden pro Woche und Praxis. In mindestens jeder dritten Praxis mussten die Arbeitszeit des Personals reduziert oder aber Anpassungen beim Personaleinsatz vorgenommen werden“, sagt ZI-Sprecher Daniel Wosnitzka.
Die Zahl der Patienten verringerte sich bei mehr als 70 Prozent der befragten Haus- und Fachärzte. Die Zahl der Praxen mit mehr Patienten liegt im unteren einstelligen Bereich. Über regionale Besonderheiten werde im September informiert.
In vielen Arztbetrieben führte die Pandemie zur verstärkten Nutzung telemedizinischer Angebote. In Thüringen sind die Zahlen besonders eindrücklich: Laut Kassenärztlicher Vereinigung verfügten zum Ende des ersten Halbjahres von den rund 4200 Vertragsärzten und -psychotherapeuten 548 über eine Genehmigung. Zum Jahreswechsel waren es noch 24 KV-Mitglieder. Bis Ende März hat sich die Zahl der abgerechneten Videosprechstunden fast verdreißigfacht. Für das zweite Vierteljahr, als viele Menschen aus Angst vor Ansteckung auf Arztbesuche verzichteten und weitere Praxen Videosprechstunden einführten, lägen noch keine Daten vor. Laut ZI gaben Praxisinhaber 2019 im Schnitt 6000 Euro für IT-Technik aus, das sind 30 Prozent mehr als 2018.