Einreiseverbot für Studenten in der Kritik
Unis: Präsenzpflicht auch bei Online-Lehre
Erfurt. Die Universität Jena rechnet damit, dass im bevorstehenden Wintersemester bis zu 45 Prozent weniger junge Menschen aus dem Ausland studieren werden. Grund sind vor allem die mit Corona begründeten rigiden Einreisebestimmungen der Bundesregierung, wonach Studierende kein Visum erhalten, wenn ihre Universitäten und Hochschulen nur Online-Lehre anbieten. Die befürchtete Folge sind nicht nur deutlich weniger Neuimmatrikulationen, so eine Sprecherin der Jenaer Universität. Auch Studierende höherer Semester auf Heimaturlaub sind betroffen, die jetzt nicht wieder einreisen dürfen.
Im vergangenen Jahr gab es in Jena 2700 ausländische Studierende, allein 500 von ihnen kommen aus China. Man bekomme täglich Anfragen aus allen Teilen der Welt. Seit Monaten arbeite man an einer Lösung, Universitätspräsident Walter Rosenthal habe bereits gemeinsam mit der Landespräsidentenkonferenz, der Hochschulrektorenkonferenz und den Kultusministern das Auswärtige Amt um Unterstützung gebeten.
Denn selbst wenn die Präsenzanteile in einzelnen Fällen gering sind, sollten grundsätzlich alle Studierenden vor Ort sein können. Zum Studium gehöre auch der kulturelle Austausch, das Erlernen der Sprache, der Kontakt zu anderen Studierenden und die Nutzung von Bibliotheken und anderer Infrastrukturen vor Ort, macht die Universitätsleitung ihre Haltung deutlich. Weshalb allen Studierenden ihre Präsenzpflicht schriftlich bestätigt werde. Doch deutsche Botschaften würden entweder keine Visa vergeben oder gar nicht erst Termine für eine Beantragung.
Auch die Universitäten in Erfurt, Weimar und Ilmenau bescheinigen die Präsenzpflicht. Doch schon wegen geschlossener Botschaften und fehlender Flugverbindungen ist unklar, wie viele Studenten das Herbstsemester persönlich antreten können. In Weimar wird ein negativer Corona-Test oder eine Quarantänezeit verlangt.