Kaffee – und die Geschichte dahinter
Eine traditionelle Zeremonie im Klimapavillon in Gera erzählt von fairem Handel und seinen Herausforderungen
Gera. In der Pfanne über den glühenden Kohlen rösten die weißen Kaffeebohnen, bis sie tiefbraun sind. Sie werden gemahlen, zu Kaffee aufgekocht, mit etwas Zimt und Nelke gewürzt, in hohem Strahl in winzige Tassen gegossen und mit einem Minzblatt versehen. Der Duft des Weihrauchs am Rand der heißen Röstpfanne vermischt sich mit dem Kaffeearoma. Mitslal KifleyesusMatschie, die Wahl-Jenaerin aus Äthiopien, bieten in geflochtenen Körben geröstetes Getreide an.
So bereiten die Frauen in Äthiopien seit Generationen den Kaffee zu. Ein Ritual, kein Vorgang. Es ist keine sommerlaunige Folkloreshow,
die da im Klimapavillon in Gera zelebriert wird. Wäre nicht Corona, bemerkte Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne), würden wir in diesem dritten Dürresommer mehr über unseren Wald reden, über das Klima, Nachhaltigkeit und fairen Handel. Der Kaffee im Pavillon ist ein Produkt von Ecopia. Mitslal Kifleyesus-Matschie hat dieses Projekt 2006 gegründet, inzwischen ermöglicht es 11.000 äthiopischen Bauern, ihre Produkte zu produzieren und zu vermarkten. Für das Kilogramm biologisch hergestellten Kaffee erhalten sie umgerechnet einen Euro, auf dem herkömmlichen Markt nur 25 Cent.
Fairer Handel lebt von der Bereitschaft, einen etwas höheren Preis zu zahlen für ein Produkt, weil es einen besonderen Mehrwert hat. Denn ganz am Anfang dieser Kette stehen die Bauern, die von ihrem Verdienst nicht nur besser leben können, sondern auch geschult werden, ihre Produkte zu verarbeiten, zu vermarkten und auch darin, sorgsam mit der Umwelt umzugehen. Aber das alles muss vermittelt werden, dort wo es gekauft werden soll. Weshalb Mitslal KifleyesusMatschie mit Begeisterung nicht nur vom gemeinschaftsstiftenden Kaffeeritual erzählt, sondern auch darüber, wie man Tradition mit neuen Wegen verbindet, von Lieferketten und Marktpreisen. Im Grunde, sagt sie, steckt in jedem fair gehandelten Produkt eine Geschichte.