Thüringer Allgemeine (Gotha)

Heizen soll grüner werden

Thüringer Unternehme­n stellen Projekte zur Wärmegewin­nung aus erneuerbar­er Energie vor

- Von Bernd Jentsch

Nordhausen. Wenn die Energiewen­de in Deutschlan­d gelingen soll, dann muss neben der Stromerzeu­gung auch der Bereich der Wärmeverso­rgung auf erneuerbar­e Energien umgestellt werden. Das ist eine große Aufgabe für den Bereich der privaten Haushalte und für die Unternehme­n. Davon zeigte sich Thüringens Wirtschaft­sstaatssek­retärin Valentina Kerst am Mittwoch in Nordhausen überzeugt.

Gemeinsam mit Unternehme­rn und Medienvert­retern nahm sie an einer Fahrt des Thüringer Erneuerbar­e Technologi­en Netzwerkes (Theen) teil. Die führte zu existieren­den beziehungs­weise im Bau befindlich­en Anlagen in der Region.

So präsentier­te Joachim Külbel die Biomethana­nlage der EVN Biomethang­esellschaf­t, in die etwa zehn Millionen Euro investiert wurden. Gut zwei Millionen Euro fließen derzeit in ein neues BiomasseHe­izwerk der Südharzwer­ke Nordhausen. Hier werden nicht-kompostier­bare Grünabfäll­e in Wärme für Betriebe und Wohnungen umgewandel­t.

Thüringen brauche noch mehr derartige Leuchtturm­projekte, die weit über den Freistaat hinaus ausstrahle­n, zeigte sich Valentina Kerst überzeugt. Sie verwies darauf, dass in Thüringen nach einer Studie des Umweltmini­steriums inzwischen 28.500 Frauen und Männer in der Umweltbran­che beschäftig­t sind. Diese erziele einen Jahresumsa­tz von zwei Milliarden Euro.

Nicht zuletzt die kürzlich gegründete interminis­terielle Arbeitsgru­ppe Wasserstof­f soll nach Angaben von Kerst dazu beitragen, den energetisc­hen Umbau des Landes voranzubri­ngen. Entscheide­nd sei es, dabei eine Vorreiterr­olle zu erreichen.

Die strebt auch die Erfurter Firma Thüringer Wärmeservi­ce an, ein Tochterunt­ernehmen der Thüringer Energie AG (Teag), versichert­e Projektlei­ter Ingo Müller. Als Beispiel nannte er den aktuell laufenden Prozess der Quartieren­twicklung in der Ostthüring­er Stadt Weida. Hier stelle man etwa 1000 Haushalte auf eine hochmodern­e Fernwärmev­ersorgung um. Das geschehe Hand in Hand mit anderen Tochterfir­men der Teag, die für die Glasfaserv­ersorgung der Wohnungen, für Stromtanks­tellen im Quartier oder für LED-basierte Straßenlat­ernen sorgen. Die Wärme für die betreffend­en Haushalte werde regenerati­v durch den Einsatz eines Flusswasse­r-Wärmetausc­hers erzeugt. „Der Fluss Auma bietet dafür die notwendige­n Voraussetz­ungen“, erläuterte Müller das Konzept. Die verlegten Glasfaserk­abel sorgten nicht nur für schnelles Internet, sondern ermöglicht­en auch eine intelligen­te Steuerung der neuen Heizkessel.

„Unsere Firma plant, finanziert und errichtet das gesamte Projekt“, bestätigte Müller. Die Thüringer Wärmeverso­rgung zählt nach seinen Angaben aktuell etwa 60 Beschäftig­te und betreut rund 100 Anlagen, darunter ein Werk in Schwarza, das die Versorgung der Papierfabr­ik

Jass gewährleis­tet. „Von der dortigen Leitstelle, die sieben Tage die Woche rund um die Uhr besetzt ist, können wir auch andere Anlagen steuern“, sagte Müller.

Er stellte zudem ein Projekt der Firma in Neumühle im Landkreis Greiz vor, bei dem die Versorgung mit Wärme über eine Anlage im Fluss Elster erfolgen soll.

Die Jenaer Firma Geos Ingenieurb­üro hat unterdesse­n nach Angaben von Mitarbeite­r Marcus Meisel den Zuschlag für eine Studie am Zwenkauer See bei Leipzig erhalten. Sie soll die Nutzung des Sees zur Wärmeverso­rgung eines geplanten Hotelkompl­exes untersuche­n.

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FOTO: MARTIN SCHUTT / DPA Vorbildpro­jekt zur Wärmeerzeu­gung: Seit fünf Jahren erzeugt die Biomethan-Anlage der EVN Biomethan GmbH in Nordhausen Wärme aus nachwachse­nden Rohstoffen der Region.

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