Immobilienpreise steigen trotz Corona-Krise weiter
Im Schnitt zogen die Preise im zweiten Quartal um 1,4 Prozent an. Verband fordert Umdenken bei Stadtplanung
Wiesbaden. Wohnungen und Häuser in Deutschland haben sich trotz der Corona-Krise weiter verteuert. Im zweiten Quartal stiegen die Preise für Wohnimmobilien im Schnitt um 1,4 Prozent gemessen am ersten Jahresviertel, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Zum Vorjahreszeitraum stand ein Plus von 5,6 Prozent. Damit bewegten sich die Zuwächse im Bereich der vorhergehenden Quartale, erklärten die Statistiker. Jedoch handle es sich um eine Schnellschätzung, die mit einer gewissen Unsicherheit behaftet sei.
Gemäß der Analyse haben die immensen wirtschaftlichen Folgen der Pandemie dem Immobilienboom bislang kaum etwas anhaben können. Im ersten
Quartal hatten die Wiesbadener Statistiker noch ein Anziehen der Immobilienpreise von 6,8 Prozent binnen Jahresfrist und von 0,3 Prozent zum Schlussquartal 2019 festgestellt. Vor allem in Großstädten, aber auch auf dem Land gab es kräftige Aufschläge.
Manche Ökonomen hatten angesichts der Krise verbunden mit Kurzarbeit, sinkenden Einkommen und steigender Arbeitslosigkeit mit einem kräftigen Dämpfer am Wohnungsmarkt gerechnet und sinkende Immobilienpreise erwartet. Die Zahl der Wohnungsanzeigen war im Lockdown um bis zu 40 Prozent eingebrochen. Dass dieser Trend aber nicht nachhaltig war, dürfte auch daran liegen, dass viele Investoren angesichts heftig schwankender Börsen Sicherheit in Immobilien suchen. Die Niedrigzinsen machen Kredite zudem weiter günstig.
Unabhängig von der Entwicklung der Immobilienpreise fordert die Immobilienwirtschaft, dass man aus der Krise Lehren ziehen muss. Die Pandemie zeige, dass man die Art und Weise, Städte zu planen, zu entwickeln und zu bauen, überdenken müsse, erklärte Andreas Mattner, Präsident des Zentralen Immobilien-Ausschusses (ZIA). Konkret schlägt der ZIA vor, altersgerechte und barrierefreie Wohnungen zu fördern. Zudem müssten Busse, Bahnen und Radwege sowie Shuttle- und CarsharingSysteme besser vernetzt werden. dpa