Der lange Feierabend
Schnitzel und Nudeln statt Salami und Brot – statt kalter Platte gibt es abends oft warme Küche. Das hat verschiedene Gründe. Viele Ruheständler etwa schlafen länger, frühstücken später – und verschieben das Mittagessen auf den Abend. Andere, die noch arbeiten, haben keine Kantine (oder gehen nicht hin) und essen die abendbrottypisch belegten Schnittchen schon mittags – und wollen später etwas anderes serviert bekommen. Und dann gibt es noch Menschen wie mich, für die das Kochen am Abend meditativer Tagesabschluss ist, um im Feierabend anzukommen. Problem ist nur, dass ich oft die Zeit unterschätze, zu spät anfange und beim Servieren vorwurfsvolle Blicke auf die Uhr ernte. Zudem ist dann der Feierabend so kurz.
„Feierabend – und keine Zeit zum Kochen“heißt meine Rettung (at Verlag, 320 Seiten, 24 Euro), denn das Kochbuch im abwischbaren Schutzumschlag verrät 150 einfache und vor allem schnelle Rezepte, meist in 20 oder 30 Minuten auf den Teller gebracht. Schnell heißt auch originell und lecker, etwa wenn Fischfilet (gewürzt und geölt) mit geschälten Orangen- und Grapefruitscheiben und grüner Gurke (stückweise längs geachtelt) 20 Minuten im Ofen gebacken und mit Estragon bestreut wird.
Während hierzulande gern lange geschmort wird, setzen fernöstliche Köche auf das schnelle Braten – etwa beim indischen Huhn, dem japanischen Curry, dem marokkanischen Filet und natürlich der Peking-Ente, die tatsächlich nach zehn Minuten fertig ist: Entenbrust in Scheiben schneiden, in sehr heißem Öl drei Minuten braten, dabei wenden. Chinakohl (in Streifen geschnitten) in Öl fünf Minuten andünsten, Ente, etwas Reiswein und zwei Esslöffel Hoisin-Sauce dazugeben, zwei Minuten köcheln lassen – fertig. Mit geschnittenen Frühlingszwiebeln bestreuen. So lang war der Feierabend noch nie.