Ein Generalmusikdirektor aus Jerewan
Theater Altenburg-Gera stellt neuen Chefdirigenten vor. Saison startet mit abgespecktem Corona-Spielplan
Gera. Zwei wichtige Nachrichten hatte Generalintendant Kay Kuntze gestern zu verkünden: Obwohl er selbst schon gar nicht mehr recht daran glauben mochte, wurde pünktlich zu Spielzeitbeginn ein neuer Generalmusikdirektor (GMD) für das Theater AltenburgGera gefunden: der Armenier Ruben Gazarian.
Gleichzeitig kündigte Kuntze an, dass nun doch „Plan C“in Kraft treten wird – „C wie Corona.“Im Juni hatte der Theaterchef noch optimistisch einen opulenten Spielplan vorgestellt, der vom regulären Spielbetrieb ausging. Die abgespeckte Alternative lag allerdings schon in der Schublade. Konkret heißt das: Es werden nur Vorstellungen in kleiner Besetzung gespielt, die dafür häufiger. Die Aufführungen sind zwischen 60 und 100 Minuten lang und haben keine Pausen. Die Zuschauerkapazitäten werden auf ein Viertel reduziert. Und außer am Sitzplatz gilt im ganzen Haus Mundschutz-Pflicht.
Um auf die Corona-Entwicklungen flexibel reagieren zu können, wird nur der Spielplan bis Januar veröffentlicht. Im Dezember soll dann die zweite Saisonhälfte vorgestellt werden.
Thüringens einziges Fünf-Sparten-Haus startet am 12. September wie gewohnt mit der Eröffnungsgala. Allein die Auftaktveranstaltung, die mit Kostproben Lust auf die Neuinszenierungen wecken soll, wird acht Mal präsentiert: fünf Mal in Gera, drei Mal in Altenburg.
Trotz Corona-Einschränkungen plant die Bühne in den ersten vier Monaten 15 Premieren: In „Pudels Kern...“geht die Leiterin des Puppentheaters Sabine Schramm unter die Kabarettistinnen. Mit „Vater“wird das 50-jährige Bühnenjubiläum von Theaterurgestein Peter Prautsch gefeiert. Und die Satire „Helden wie wir“ist ein humoristischer Beitrag zum Wendejubiläum.
Auf große Oper will Kay Kuntze auch in dieser Spielzeit nicht verzichten. Also wird Rossinis „Barbier
von Sevilla“als 90-minütige Spezialfassung geboten. Auch Mahlers „Lied von der Erde“wird als Kammerfassung uraufgeführt. Als Opernregisseur wird Kuntze diesmal einen Doppelabend inszenieren: „Das Telefon oder Die Liebe zu dritt“und „Die menschliche Stimme“. Das Ballett plant zwei neue Galas: Beim „Tanz aus der Reihe“sind die Profis zu erleben, bei der „Tour de Danse“die Eleven.
Ruben Gazarian stellt sich als neuer GMD beim zweiten Philharmonischen
Konzert am 20. Oktober vor. 1971 in Jerewan geboren, studierte er zunächst am heimischen Konservatorium, später in Leipzig Violine und Dirigieren. Von 2002 bis 2018 war er Chefdirigent des Württembergischen Kammerorchesters Heilbronn. Noch bis zum Jahresende leitet er das Georgische Kammerorchester Ingolstadt.
Gazarian war bereits zwei Mal Gast am Theater Altenburg-Gera: 2001 als Solist, 2010 als Dirigent. Er habe sich unter mehr als 100 Bewerbern
dank seiner ansteckenden Musikalität und detaillierten Klangvorstellungen durchsetzen können, erläuterte Kay Kuntze.
Auch wenn bisher ein Großteil der Abonnenten dem Theater die Treue gehalten hat, muss das Ostthüringer Haus Einnahmeausfälle verkraften. Und so wird auch das Thema Kurzarbeit in den kommenden Wochen wieder diskutiert werden, wie Kuntze ankündigt.