Herr Landrat, kommt es noch einmal zum Lockdown?
Kreischef Onno Eckert im Gespräch bei Einwohnerversammlung in Bad Tabarz
Bad Tabarz. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie bestimmten die Gespräche bei der Freiluft-Einwohnerversammlung, zu der am Dienstagabend in den Theodor-Neubauer-Park in Bad Tabarz geladen wurde. Eine Frage ließ die Gäste besonders aufhorchen. Bürgermeister David Ortmann (SPD) verlangte eine Prognose von Landrat Onno Eckert (SPD): Kommt es noch einmal zum Lockdown?
Das Orakeln fiel Eckert sichtlich schwer. Zu lokalen Einschränkungen könne es durchaus kommen. An einen erneuten bundesweiten Lockdown glaubt er indes nicht. Im Rückblick auf die vergangenen Monate sei man glimpflich davon gekommen: „Dass wir nicht italienische Verhältnisse bekommen haben, ist unserem leistungsfähigen Gesundheitssystem und dem schnellen Handeln geschuldet.“
Man könne jedoch nicht damit rechnen, dass der Spuk zum Jahresende
vorbei sei. Um weiterhin gut durch die Krise zu kommen und die Akzeptanz der Bevölkerung nicht zu verlieren, wünscht sich Eckert einheitliche Größen für Familienfeiern.
Ansonsten stehen er und Bürgermeister David Ortmann hinter dem Föderalismus, der die meisten Infektionsschutzmaßnahmen zur Ländersache macht.
Von dramatischen wirtschaftlichen Folgen für Bad Tabarz sprach David Ortmann. Zwei Millionen Euro fehlen in der Gemeindekasse durch Verluste im Kurbeitrag, in den Steuereinnahmen und durch Mehrausgaben für kurörtliche Betriebe wie das Tabbs. Dass die Investition auch in Krisenzeiten lohnt, zeigt sich bei dem Freizeitbad. Von knapp 50 Touristen, die das Bad 2016 monatlich besuchten, konnte die Zahl auf 1000 gesteigert werden. Statt wie vor vier Jahren 96.000 Besuchern zählte das Tabbs Ende 2019 177.000 zahlende Gäste.
Bad Tabarz für den Tourismus, besonders im Bereich Familie und Gesundheit, attraktiver zu machen, bleibe auch 2021 ein Ziel. Das soll unter anderem mit der Zertifizierung der Waldwege gelingen. Zudem gebe es Ideen für Waldspielplätze im Lauchagrund. Der Zustand des Waldes stößt bei Zuhörenden jedoch auf Unmut. Gefällte Bäume liegen demnach meterhoch, schildern sie.
Auch kulturell soll Bad Tabarz im kommenden Jahr mehr von sich hören lassen. Mit dem Musiksommer sei es in den vergangenen Wochen gelungen, an drei Tagen Live-Musik anzubieten. 2021 soll dies an fünf Tagen in der Woche gelingen.
Gleichsam hofft Ortmann auf weiteren Zuzug. Entgegen der Prognose, die Gemeinde verliere bis 2030 ein Viertel ihrer Einwohner, steige die Zahl seit 2015 allmählich. Dafür sollte neuer Wohnraum entstehen, etwa durch Seniorenwohnheime oder die Gartenstadt, die auf dem Gelände der vormaligen Batteriefabrik entstehen soll. „Wir wollen jedoch keinen Zuzug um jeden Preis“, betont Ortmann. Keine grüne Wiese soll bebaut, sondern Brachen genutzt werden.
Auch ein leidiges Thema kam zur Sprache: die langsame Internetverbindung. David Ortmann gab da „enormen Nachholbedarf“zu, erste Verbesserung sollen jedoch schon Ende 2020 spürbar sein. Bis zu 1000 Mbit soll das Internet dann in der Ortsrandlage schnell sein und immerhin bis zu 250 Mbit im Ortskern. Dabei gelobte Landrat Onno Eckert auch, die Verwaltung weiter digitalisieren zu wollen.
„Sämtliche Neuinfektionen stammen von Reiserückkehrern, jedoch nicht nur aus CoronaRisikogebieten.“
Onno Eckert, Landrat im Kreis Gotha