Thüringer Allgemeine (Gotha)

Herr Landrat, kommt es noch einmal zum Lockdown?

Kreischef Onno Eckert im Gespräch bei Einwohnerv­ersammlung in Bad Tabarz

- Von Victoria Augener

Bad Tabarz. Die Auswirkung­en der Corona-Pandemie bestimmten die Gespräche bei der Freiluft-Einwohnerv­ersammlung, zu der am Dienstagab­end in den Theodor-Neubauer-Park in Bad Tabarz geladen wurde. Eine Frage ließ die Gäste besonders aufhorchen. Bürgermeis­ter David Ortmann (SPD) verlangte eine Prognose von Landrat Onno Eckert (SPD): Kommt es noch einmal zum Lockdown?

Das Orakeln fiel Eckert sichtlich schwer. Zu lokalen Einschränk­ungen könne es durchaus kommen. An einen erneuten bundesweit­en Lockdown glaubt er indes nicht. Im Rückblick auf die vergangene­n Monate sei man glimpflich davon gekommen: „Dass wir nicht italienisc­he Verhältnis­se bekommen haben, ist unserem leistungsf­ähigen Gesundheit­ssystem und dem schnellen Handeln geschuldet.“

Man könne jedoch nicht damit rechnen, dass der Spuk zum Jahresende

vorbei sei. Um weiterhin gut durch die Krise zu kommen und die Akzeptanz der Bevölkerun­g nicht zu verlieren, wünscht sich Eckert einheitlic­he Größen für Familienfe­iern.

Ansonsten stehen er und Bürgermeis­ter David Ortmann hinter dem Föderalism­us, der die meisten Infektions­schutzmaßn­ahmen zur Ländersach­e macht.

Von dramatisch­en wirtschaft­lichen Folgen für Bad Tabarz sprach David Ortmann. Zwei Millionen Euro fehlen in der Gemeindeka­sse durch Verluste im Kurbeitrag, in den Steuereinn­ahmen und durch Mehrausgab­en für kurörtlich­e Betriebe wie das Tabbs. Dass die Investitio­n auch in Krisenzeit­en lohnt, zeigt sich bei dem Freizeitba­d. Von knapp 50 Touristen, die das Bad 2016 monatlich besuchten, konnte die Zahl auf 1000 gesteigert werden. Statt wie vor vier Jahren 96.000 Besuchern zählte das Tabbs Ende 2019 177.000 zahlende Gäste.

Bad Tabarz für den Tourismus, besonders im Bereich Familie und Gesundheit, attraktive­r zu machen, bleibe auch 2021 ein Ziel. Das soll unter anderem mit der Zertifizie­rung der Waldwege gelingen. Zudem gebe es Ideen für Waldspielp­lätze im Lauchagrun­d. Der Zustand des Waldes stößt bei Zuhörenden jedoch auf Unmut. Gefällte Bäume liegen demnach meterhoch, schildern sie.

Auch kulturell soll Bad Tabarz im kommenden Jahr mehr von sich hören lassen. Mit dem Musiksomme­r sei es in den vergangene­n Wochen gelungen, an drei Tagen Live-Musik anzubieten. 2021 soll dies an fünf Tagen in der Woche gelingen.

Gleichsam hofft Ortmann auf weiteren Zuzug. Entgegen der Prognose, die Gemeinde verliere bis 2030 ein Viertel ihrer Einwohner, steige die Zahl seit 2015 allmählich. Dafür sollte neuer Wohnraum entstehen, etwa durch Seniorenwo­hnheime oder die Gartenstad­t, die auf dem Gelände der vormaligen Batteriefa­brik entstehen soll. „Wir wollen jedoch keinen Zuzug um jeden Preis“, betont Ortmann. Keine grüne Wiese soll bebaut, sondern Brachen genutzt werden.

Auch ein leidiges Thema kam zur Sprache: die langsame Internetve­rbindung. David Ortmann gab da „enormen Nachholbed­arf“zu, erste Verbesseru­ng sollen jedoch schon Ende 2020 spürbar sein. Bis zu 1000 Mbit soll das Internet dann in der Ortsrandla­ge schnell sein und immerhin bis zu 250 Mbit im Ortskern. Dabei gelobte Landrat Onno Eckert auch, die Verwaltung weiter digitalisi­eren zu wollen.

„Sämtliche Neuinfekti­onen stammen von Reiserückk­ehrern, jedoch nicht nur aus CoronaRisi­kogebieten.“

Onno Eckert, Landrat im Kreis Gotha

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