Unterschriften für die Wartburgesel
Hunderte Menschen unterstützen die Aktion zum Erhalt der Station am Fuße der Wartburg nahe Eisenach
Eisenach. „Mir ist es ein Herzensbedürfnis“, sagt Monika Weil. In ihrer Freizeit sammelt die Service-Assistentin eines Eisenacher Autohauses Unterschriften für den Erhalt der Eselstation am Fuße der Wartburg.
Die Eisenacherin hat überall, wo sie Verwandte, Freunde oder Bekannte hat, unterschreiben lassen – in Hamburg, Berlin, Frankfurt und Kassel. Die Angesprochenen erinnern sich gern daran, als Kinder auf Moritz, Lotte oder Bärbel zur Wartburg geritten zu sein und verstehen nicht, warum das künftig nicht mehr möglich sein soll.
Inhaber Michael Hölzer hat den Betrieb der Eselstation aus wirtschaftlichen und persönlichen
Gründen aufgegeben. „Ich bedauere das sehr“, sagt Weil und findet es schade, wenn die 120-jährige Tradition aus Kostengründen endet. Ihrer Ansicht nach müssen sich Menschen an einen Tisch setzen, die „mit dem Herzen dabei sind“.
Alternative Konzepte gibt es bisher nicht
„Ihr meckert nur, habt aber keine Vorschläge.“Den Satz hat Uwe Felsberg vom Verein zur Erhaltung der Eisenacher Südstadt zu hören bekommen. Er gehört zum Vorstand, der die Unterschriftensammlung ins Leben gerufen hat. „Wir möchten unsere Trauer ausdrücken“, sagt Felsberg. Alternative Konzepte aber könne man nicht vorlegen, „dafür sind wir nicht die Fachleute“.
Rund 500 Unterschriften sind es bisher – aus Eisenach und Umgebung, Thüringen und ganz Deutschland. Listen liegen in Geschäften der Innenstadt und in Arztpraxen aus. Sie können außerdem auf der Internetseite des Südstadtvereins heruntergeladen werden.
Bis 15. September sollen es so viele Unterschriften wie möglich werden. Thomas Herrmann, Vorsitzender des Südstadtvereins, möchte sie an Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) übergeben. Schließlich sei es um 1900 auch Großherzog Carl Alexander gewesen, der Familie Hölzer das Recht übertragen hat, Besucher der Burg mittels Eseln zu transportieren.
Auf der Wartburg gibt es eine Eseltreiberstube. Dort hat im Sommer
Andreas Laufer gewohnt, der über 50 Jahre als Eseltreiber angestellt war. Er war ein Original, ein vierschrötiger Mann und beliebtes Motiv von auf der Burg weilenden Malern wie Friedrich Preller.
Zur aktuellen Situation informierte Burghauptmann Günter Schuchardt, dass die Wartburg-Stiftung die Pacht für die Eselstation erlassen hat, um deren Fortbestand zu unterstützen. Es habe außerdem ein Gespräch mit Oberbürgermeisterin Katja Wolf (Linke) gegeben, bei dem die Diakonie signalisiert hat, Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen schaffen zu wollen. Doch Hölzer habe die Zusammenarbeit kategorisch abgelehnt.
Der Burghauptmann kann sich zwar vorstellen, die Betreibung der
Eselstation jetzt öffentlich auszuschreiben, hat aber Zweifel, auf diese Weise jemanden zu finden. Nicht zu unterschätzen seien Bedenken von Tierschützern. „Wir hatten damit mehrfach zu tun“, so Schuchardt.
Herrmann kann sich private Patenschaften vorstellen.
Schon Schriftsteller Fritz Reuter ist die „Eselei“als Besonderheit seiner Wahlheimat Eisenach aufgefallen. 1863 beschrieb er einem Freund poesievoll die „geduldigen Kreuzträger“, die „in sinnigen Eselsgedanken, gesenkten Ohrs“mit jungen Thüringerinnen als „süßer Last“auf den Berg trippeln.