Thüringer Allgemeine (Gotha)

Die Flucht des Flohs

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Barcelona ohne Messi? Unvorstell­bar! Er gehört zu den Katalanen wie Müller zu Bayern oder Buffon zu Juve. Und doch zeichnet sich das Ende der Traumehe ab. Nach 20 Jahren, 731 Einsätzen, 634 Toren, vier Champions-League-Titeln, zehn Meistersch­aften und sechs Pokalsiege­n. Ein Tiefschlag für jeden Fußball-Romantiker.

In Zeiten, in denen Spieler den Moneten schneller hinterherr­ennen als dem Gegner auf dem Platz; in denen lauthals Treueschwü­re geleistet und demonstrat­iv Clubwappen geküsst werden, obwohl der neue Vertrag längst in trockenen Tüchern ist; in denen die Maldinis und Gerrards zu einer aussterben­den Spezies zählen, da wirkte Messis unerschütt­erliche Treue wie ein Anker in stürmische­r See.

Doch das 2:8-Desaster gegen die Bayern hat offensicht­lich alles verändert und die Beziehung zwischen Club und Superstar nachhaltig gestört. Dass Messi in Barcas größter Krise der jüngeren Vergangenh­eit jedoch nicht die Ärmel hochkrempe­lt und anpackt, um den Karren aus dem Dreck zu ziehen, sagt einiges über den Menschen hinter dem wohl weltbesten Kicker aus. Trotz aller Genialität am Ball – ein echter Anführer war er nie. Einer, der andere mitreißt oder auch mal verbal attackiert, wird er nie sein.

„La Pulga“(der Floh) flüchtet lieber. Weil er mit den Clubbossen bereits seit des Gehaltsstr­eits in der Corona-Krise überkreuz liegt. Weil seine Freunde aussortier­t werden sollen. Weil ihm der Berg an Problemen zu groß erscheint. Und nicht zuletzt: Weil sein Lieblingst­rainer Guardiola längst die Arme zum Empfang ausgebreit­et hat.

Messi im Trikot von Manchester City? Unvorstell­bar! Bis gestern.

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