Thüringer Allgemeine (Gotha)

Die letzte Grande Dame des Chansons

Juliette Gréco ist mit 93 Jahren gestorben

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Paris. Juliette Gréco (Foto) hat mit ihrer dunklen Stimme die schönsten Lieder über Liebe und Leid ins Mikrofon gehaucht. Nun hat sich die Grande Dame des französisc­hen Chansons im Alter von 93 Jahren von der Welt der Musik für immer verabschie­det. Gréco sei Eleganz und Freiheit gewesen, schrieb Frankreich­s Staatschef Emmanuel Macron auf Twitter.

Die französisc­he Sängerin starb am Mittwoch in ihrem Haus in Ramatuelle in Südfrankre­ich, wie die französisc­he Nachrichte­nagentur AFP unter Berufung auf die Familie zuvor berichtete. Der Nachwelt hinterläss­t sie Hunderte von Liedern und Interpreta­tionen, darunter „Sous le ciel de Paris“oder „Deshabille­z-moi“.

Grécos Karriere wurde von großen

Namen bestimmt, denn zum Star hatte sie kein anderer gemacht als JeanPaul Sartre, Paradefigu­r des französisc­hen Intellektu­ellen des 20. Jahrhunder­ts. Der Philosoph und Schriftste­ller hatte sie in der Pariser Kellerbar „Le Tabou“in Saint-Germain-des-Prés – damals noch das Viertel der Künstler, Literaten und Intellektu­ellen – singen gehört. Sartre war von Gréco begeistert. Gréco habe Millionen von Gedichten in ihrer Stimme, die noch nicht geschriebe­n seien. Sie erinnere daran, dass Worte eine sinnliche Schönheit haben. Kurz danach schrieb der Hauptvertr­eter des Existenzia­lismus ihr erstes Chanson.

Die Sängerin liebte das Leben und die Männer. Sie war mit den Schauspiel­ern Philippe Lemaire und Michel Piccoli verheirate­t, bevor sie 1988 den Pianisten Gérard Jouannest ehelichte, ihren langjährig­en musikalisc­hen Begleiter. Zu ihren Liebhabern zählte neben Sacha Distel auch der legendäre JazzTrompe­ter Miles Davis, mit dem sie eine leidenscha­ftliche Affäre hatte. Sie liebte ihre Freiheit. „So bin ich eben: Erinnerung­en einer Unbezähmba­ren“, nannte sie ihre Autobiogra­fie.

Von der Musikwelt hat sie sich rechtzeiti­g mit ihrer Tournee „Merci“im Jahr 2015 verabschie­det. Man müsse wissen, wann der Zeitpunkt gekommen sei, aufzuhören, sagte sie. Mit Juliette Gréco ist nach Édith Piaf und Barbara die letzte große Chansonnet­te Frankreich­s von der Bühne gegangen. dpa

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