Thüringer Allgemeine (Gotha)

Ein Teil von uns

Themenjahr nimmt ab Oktober den Reichtum und die Vielfalt jüdischen Lebens in Thüringen in den Blick

-

Thüringen, soll es in die Fläche gehen. Es ist eines der mehr als 150 Veranstalt­ungen des Themenjahr­es, das ab 1. Oktober 900 Jahre jüdisches Leben in Thüringen in den Blick nehmen will. Und es erzählt schon einiges über seine Intention: Es geht um die Sichtbarma­chtung von Reichtum und Vielfalt. Dessen, was aus verwehten Jahrhunder­ten davon zeugt, was einmal Teil unseres Lebens war und damit unserer Wurzeln, was vernichtet oder verschütte­t wurde. Und lebendiges jüdisches Leben heute, das Teil unseres Alltags ist, auch wenn viele darüber nur wenig wissen.

Denn, ohne die Tragödie der Shoa ausblenden zu können, jüdische Geschichte darf nicht nur gebrochen durch den Holocaust betrachtet werden. Ein Aspekt, den Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) und der Vorsitzend­e der Jüdischen Landesgeme­inde Reinhard Schramm bei der gestrigen Programmvo­rstellung betonten.

Zerstörte Erfurter Synagoge wird virtuell auferstehe­n

Die Veranstalt­ungen sind so vielschich­tig wie das Thema. Neben den etablierte­n drei Festivals wie den jüdisch-israelisch­en Kulturtage, der Achava-Festspiele und dem Yiddish Summer Weimar mit seinen Inhalten wird Neues entstehen. Die Universitä­t Jena zum Beispiel entwickelt ein interaktiv­es Portal „Menora“, das jüdisches Leben abbilden will. Auch das Verlorene: Die Große Synagoge in Erfurt, die im November 1938 zerstört wurde, wird zumindest virtuell wieder auferstehe­n. Ein Schwerpunk­t des Jahres, der mit einiger Hoffnung verbunden ist, wird die Bewerbung der Stadt Erfurt mit ihrem mittelalte­rlichen jüdischen Erbe um den Welterbeti­tel sein. Bleiben wird auch die neue Thorarolle, deren Niederschr­ift vor einem Jahr begonnen wurde und die die Kirchen des Landes der Jüdischen Landesgeme­inde übergeben werden. Dazu Ausstellun­gen, Führungen, Konzerte, Begegnunge­n, Diskussion­srunden, deren Planungen längt nicht alle abgeschlos­sen sind, weil sich immer noch mehr Akteure finden.

 ?? FOTO: ELENA RAUCH ?? Elisabeth Fuckel (links) von der Landesvere­inigung Kulturelle Jugendbild­ung und Dolores Jannasch aus der Erfurter Gemeinscha­ftsschule „Steigerbli­ck“Erfurt stellen ein Modellproj­ekt vor.
FOTO: ELENA RAUCH Elisabeth Fuckel (links) von der Landesvere­inigung Kulturelle Jugendbild­ung und Dolores Jannasch aus der Erfurter Gemeinscha­ftsschule „Steigerbli­ck“Erfurt stellen ein Modellproj­ekt vor.

Newspapers in German

Newspapers from Germany